Die Suche nach dem Heiligen Gral

von Michael Hoppe

Ich bin schon mein ganzes Leben auf der Suche. Bereits mit 12 Jahren begann ich, spirituelle Gedichte zu schreiben. Und als Jugendlicher spürte ich eine tiefe Verbundenheit, wenn ich über edles Rittertum, den König Artus oder Texte wie Hermann Hesses Morgenlandfahrt las. Das Streben nach dem vollkommenen Leben als treuer Diener des Herrn schwang hier unterschwellig immer mit. Als ich dann Ende der Achtziger Jahre in der südfranzösischen „Gralsregion“ Okzitanien, dem sogenannten Katharergebiet, das Buch „Im Lichte der Wahrheit – Gralsbotschaft von Abd-ru-shin“ fand, erhielt ich Antworten auf alle meine damaligen Fragen.

Wir haben im NATURSCHECK schon mehrfach über den Weisheitslehrer Oskar Ernst Bernhardt berichtet, den Verfasser der Gralsbotschaft. Im 18. und 19. Jahrhundert und auch noch Anfang des 20. Jahrhunderts galt Deutschland als das Land der Dichter und Denker. Zahlreiche Philosophen, Künstler und andere Freigeister wirkten an einer Erneuerung der Welt, die sich aus dem konfessionellen und politischen „Gewohnheitsglauben“ heraus und in ein eigenverantwortliches, vollbewußtes Edelmenschentum hineinentwickeln sollte. Das Ziel war das kollektive geistige Erwachen.

Daß es leider anders gekommen ist und das deutsche Volk nicht den geistigen Führern, sondern den politischen „Verführern“ gefolgt ist, ist eine der großen Tragödien der jüngeren Geschichte.

Zu diesen spirituellen Erneuerern gehörte auch Oskar Ernst Bernhardt (18.4.1875 – 6.12.1941). Im sächsischen Bischofswerda geboren, lebte der Schriftsteller in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Tirol, wo er in den Jahren 1923 bis 1938 insgesamt 168 Vorträge schrieb, aus denen sich die Gralsbotschaft zusammensetzt. Diese und andere Werke veröffentlichte er unter dem Pseudonym „Abd-ru-shin“ in Anlehnung an eine frühere Inkarnation unter diesem Namen. Oskar Ernst Bernhardt beschreibt in klaren und lückenlosen Bildern den Aufbau der Schöpfung bis hinauf in für den Menschengeist unerreichbare Sphären. Woher er dieses Wissen hatte, daran scheiden sich bis heute die Geister.

Bevor wir uns nochmals der Gralsbotschaft zuwenden, hier noch eine historische Betrachtung, wie die Suche nach dem Heiligen Gral seit Jahrtausenden Teil unserer Menschheitsgeschichte ist – vor allem in der Philosophie, der Kunst und der Literatur. Die Faszination „Heiliger Gral“ ist bis heute ungebrochen.

Geschichtliche Betrachtung

Kaum ein anderes Motiv der mittelalterlichen Literatur hat die Fantasie der Menschen so nachhaltig bewegt wie der Heilige Gral. Er ist Sinnbild für göttliche Geheimnisse, unerreichbare Vollkommenheit und die Sehnsucht nach einer Wahrheit, die jenseits des Alltäglichen liegt. Schon die Zeitgenossen des Hochmittelalters sahen im Gral mehr als nur ein kostbares Artefakt: Er stand für die Möglichkeit einer unmittelbaren Nähe zu Gott und für die Hoffnung, daß diese Nähe den Auserwählten Heilung, Weisheit und Erlösung bringen könne.

In der Literatur begegnet uns der Gral in zahlreichen Varianten, doch besonders prägend ist die Gestalt, die er in Wolfram von Eschenbachs „Parzival“ (um 1200–1210) annimmt. Wolfram, einer der größten Dichter des deutschen Mittelalters, wagte es, den Gral nicht mehr als Kelch darzustellen, sondern als geheimnisvollen Stein, der göttliche Kraft und unerschöpfliche Fülle in sich trägt. Damit verknüpfte er die Sage mit einer tieferen Symbolik, die weit über die reine Abenteuererzählung hinausgeht. Da er den „Parzival“ wohl gar nicht weit von unserem Verlagssitz, nämlich in der Nähe von Amorbach im Odenwald empfangen hat, besteht sogar ein regionaler Bezug. Die Ruinen der sagenumwobenen Burg Wildenberg stehen heute noch.

Ursprung und Bedeutung des Heiligen Grals

Viele Forscher gehen davon aus, daß das Gralsmotiv auf ältere keltische Mythen zurückgeht. In den Überlieferungen der Iren und Waliser tauchen immer wieder magische Kessel oder Trinkgefäße auf, die ihren Besitzern übernatürliche Kräfte verleihen. Diese Kessel konnten Nahrung in unerschöpflicher Fülle hervorbringen oder gar Tote ins Leben zurückrufen.

Ein Beispiel hierfür ist der Kessel des Gottes Dagda aus der irischen Mythologie. Er war niemals leer und konnte ganze Heere ernähren. Auch der sogenannte „Kessel der Wiedergeburt“, der in der walisischen Mythensammlung Mabinogion beschrieben wird, verweist auf eine sakrale Speisequelle, die mit Tod und Auferstehung in Verbindung gebracht wird.

Diese Motive bilden vermutlich die mythische Grundlage für den späteren christlichen Gral. Sie zeigen, daß die Idee eines heiligen Gefäßes, das Leben spendet und eine Verbindung zum Übernatürlichen herstellt, schon lange vor dem Christentum existierte.

Christliche Transformation

Mit der Christianisierung Europas erhielt das Motiv eine neue Deutung. Der Gral wurde nun mit dem Kelch des letzten Abendmahls in Verbindung gebracht – jenem Gefäß, aus dem Jesus Christus den Wein reichte, der sein Blut symbolisierte. Noch stärker wirkte die Vorstellung, daß Josef von Arimathäa das Blut Christi nach der Kreuzigung in eben diesem Kelch aufgefangen habe. Diese Tradition machte den Gral zu einem Relikt von unschätzbarer Heiligkeit. Er wurde zum Gefäß des göttlichen Opfers und damit zum Inbegriff des Mysteriums von Kreuzigung und Auferstehung.

Über seine konkrete Gestalt hinaus – Kelch, Schale oder Stein – ist der Gral vor allem ein Symbol. Er steht für das, was der Mensch nur durch innere Läuterung und Gnade erreichen kann: den Zugang zur Wahrheit, zur göttlichen Erkenntnis und zum ewigen Heil.

Die Suche nach dem Gral ist daher nicht nur ein äußeres Abenteuer, sondern eine spirituelle Pilgerfahrt. Wer den Gral finden will, muß sich seinen eigenen Schwächen stellen, innere Reife erlangen und Demut beweisen.

Die Gralssuche in der Artusliteratur

Die Artusromane des 12. und 13. Jahrhunderts machten die Suche nach dem Gral zu einem zentralen Thema. In ihnen erscheint die Tafelrunde als Gemeinschaft von Rittern, die sich dem Ideal von Ehre, Mut und Treue verschrieben haben.

Doch die Gralssuche stellt diese Ritter auf eine besondere Probe. Denn hier genügt nicht allein ritterliche Tapferkeit, es geht vielmehr um geistige und moralische Läuterung. Der Gral kann nur von demjenigen gefunden werden, der innerlich rein ist – ein Motiv, das deutlich die christliche Prägung dieser Dichtungen zeigt.

In den verschiedenen Überlieferungen sind es unterschiedliche Figuren, die mit dem Gral in Verbindung gebracht werden:
– Galahad gilt als der vollkommen reine Ritter, der den Gral letztlich „erlangt“.
– Lancelot, der große Liebhaber, scheitert an seiner Sünde der Untreue zu Artus durch seine Liebe zu Guinevere.
– Gawain zeigt Tapferkeit, aber oft auch Hochmut, sodaß ihm der Zugang zum Gral verwehrt bleibt.
– Parzival schließlich, in der deutschen Tradition, wird zum exemplarischen Gralssucher: naiv beginnend, durch Irrtum geprägt, doch am Ende geläutert und würdig.

Diese Vielfalt verdeutlicht, daß der Gral nicht einfach ein Schatz ist, den man durch Stärke erbeuten kann, sondern ein geistiges Ideal, das unterschiedliche Persönlichkeiten unterschiedlich herausfordert.

Wolfram von Eschenbachs „Parzival“

Wolfram von Eschenbach (um 1170–1220) war ein bedeutender Dichter und Minnesänger des deutschen Mittelalters. Obwohl er vermutlich Analphabet war und seine Werke diktierte, schuf er mit dem „Parzival“ eines der größten Epen seiner Zeit. Sein Werk besteht aus rund 25.000 Versen, die in 16 Bücher gegliedert sind. Es verbindet ritterliche Abenteuer mit tiefgründiger religiöser Symbolik.

Einzigartig ist Wolframs Vorstellung des Grals: Er beschreibt ihn nicht als Kelch, sondern als einen kostbaren Stein, den „lapsit exillis“. Dieser Stein ist von göttlicher Kraft erfüllt: Er spendet Nahrung, heilt Krankheiten, verlängert das Leben und ist zugleich ein Medium, durch das die göttliche Gnade auf die Auserwählten wirkt.

Diese Abkehr vom Kelchsymbol hin zu einem Stein ist bemerkenswert, weil sie auf alchemistische und mystische Vorstellungen verweist. Der Stein erinnert an den „Stein der Weisen“, der Vollkommenheit und Unsterblichkeit verspricht.

Die Handlung des „Parzival“ ist eng mit der Entwicklung des Helden verknüpft:

1. Kindheit in der Einöde: Parzival wächst fern der höfischen Welt auf, von seiner Mutter Herzeloyde behütet. Unwissend und naiv tritt er in die Welt hinaus.
2. Fehler und Irrwege: Er begeht zahlreiche Fehler, etwa indem er aus Unwissenheit Ritter tötet oder aus törichter Neugier handelt. Seine Jugend wird als Phase der Verblendung dargestellt.
3. Die erste Begegnung mit dem Gral: Auf der Gralsburg Munsalvæsche trifft Parzival den leidenden Gralskönig Amfortas. Doch er stellt die rettende Frage nicht – aus Höflichkeit oder Unsicherheit. Dieses Schweigen wird ihm zum Verhängnis.
4. Jahre der Irrfahrt: Von Schuld und Reue gequält, zieht Parzival hinaus, sucht Rat bei Einsiedlern und Mönchen, erprobt sich in zahlreichen Kämpfen. Diese Phase steht für seine innere Läuterung.
5. Die endgültige Vollendung: Schließlich kehrt er zur Gralsburg zurück, diesmal gereift und voller Mitgefühl. Nun stellt er die rettende Frage: „Oheim, was fehlt dir?“ Damit erlöst er Amfortas und wird selbst zum Gralskönig.

Parzivals Geschichte ist eine Allegorie für den menschlichen Lebensweg:

– Von der Naivität zur Reife: Der Held muß Irrtümer begehen, um zu lernen.
– Das Schweigen als Schuld: Parzivals Schweigen am Gral steht für die Unfähigkeit, Mitgefühl zu zeigen.
– Erlösung durch Mitgefühl: Erst als Parzival Empathie entwickelt, wird er würdig.

Die Suche als geistiger Weg

Die Suche nach dem Gral in Wolframs Werk ist weniger eine äußere Expedition als ein Weg der Selbsterkenntnis. Reinheit des Herzens: Äußerliche Stärke allein genügt nicht. Scheitern als Notwendigkeit: Das frühe Versagen Parzivals ist Teil seiner Reifung. Individuelle Dimension: Jeder Leser erkennt im Gral ein Symbol für das, was er selbst im Leben anstrebt: Sinn, Erlösung, Erfüllung.

Schon im Mittelalter wurde der „Parzival“ weit rezipiert. Wolframs Version des Grals inspirierte andere Dichter und prägte die deutsche Literatur nachhaltig. In der Romantik erlebte das Gralsmotiv eine Wiedergeburt. Dichter und Philosophen sahen darin ein Sinnbild für die Sehnsucht nach Transzendenz. Besonders Richard Wagners Oper „Parsifal“ (1882) machte den Stoff weltbekannt. Wagner griff Wolframs Erzählung auf, interpretierte sie jedoch musikalisch und dramatisch neu.

Auch heute noch fasziniert die Suche nach dem Gral: Sie taucht in Romanen von Dan Brown oder Umberto Eco auf, in Filmen wie „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ oder in Computerspielen. Die Figur des Suchenden, der Prüfungen besteht und am Ende Erkenntnis findet, ist zeitlos.

Die Suche nach dem Heiligen Gral ist eine der eindrucksvollsten Metaphern der Literaturgeschichte. In ihr verbinden sich keltische Mythen, christliche Theologie und menschliche Existenzfragen. Wolfram von Eschenbachs „Parzival“ zeigt, daß der Gral nicht durch Gewalt erlangt werden kann, sondern nur durch Demut, Reife und Mitgefühl. Parzival verkörpert den Menschen auf seiner Lebensreise: Er scheitert, irrt umher, zweifelt – und gelangt gerade dadurch zu seiner Bestimmung.

So bleibt die Gralssuche auch heute ein Sinnbild für das menschliche Streben nach Wahrheit und Erlösung. Jeder von uns hat seinen „Gral“, den er im Laufe des Lebens zu finden sucht.

Im Lichte der Wahrheit

Kommen wir zurück zur anfangs erwähnten Gralsbotschaft, die Oskar Ernst Bernhardt vor knapp einhundert Jahren verfaßt hat. Während die alten „Gralsgeschichten“ oft noch sehr metaphorisch daherkommen und sehr viel Interpretationsspielraum lassen, klärt die „Botschaft“ tatsächlich auf.

In dem Kapitel „Der Heilige Gral“ schreibt der Verfasser: „Vielfach sind die Auslegungen der Dichtungen, die über den Heiligen Gral vorliegen. Die ernstesten Gelehrten und Forscher befaßten sich mit diesem Mysterium. So manches davon hat hohen sittlichen Wert, doch alles trägt in sich den Fehler, daß es nur einen Aufbau vom Irdischen aufwärts zeigt, während die Hauptsache, der Lichtstrahl von oben herab, fehlt, der erst die Lebendigmachung und Erleuchtung bringen könnte. Alles, was von unten nach oben strebt, muß Halt machen an der Grenze des Stofflichen, auch wenn ihm das Höchsterreichbare gewährt ist. In den meisten Fällen kann jedoch bei günstigsten Voraussetzungen kaum die Hälfte des Weges zurückgelegt werden. Wie weit aber ist dann noch die der Weg zur wahren Erkenntnis des Heiligen Grales!“

Lange vor allen modernen Weisheitslehrern wies „Abd-ru-shin“ auf die besondere Macht der Sprache hin, auf die schicksalhafte Wirkung unserer Gedanken und die alles überwindende Kraft der Liebe. Er rief dazu auf, endlich die vollkommenen Natur- und Schöpfungsgesetze zur Grundlage unseres Erdenlebens zu machen und damit eine friedlichere Welt zu erschaffen. Denn nur, wenn wir uns in die göttlichen Gesetze einfügen, anstatt bewußt oder unbewußt gegen sie zu verstoßen, bleiben wir von unschönen Rückwirkungen verschont.

Die Schöpfungsgesetze

Im Grunde ist das Erlernen der universellen Grundgesetze ganz einfach, denn sie sind uns längst bekannt:

1. Das Gesetz der Wechselwirkung (Karmagesetz), das besagt, daß alles, was wir denken, sprechen oder tun, irgendwann auf uns zurückfällt. Also nichts „zufällig“ geschieht, sondern wir immer selbst die Ursache gelegt haben. Auch wenn wir uns vielleicht nicht mehr daran erinnern.

2. Das Gesetz der Anziehung der Gleichart (Resonanzgesetz), das uns vermittelt: So wie wir selbst sind, so sehen wir die Welt. Denn sie spiegelt uns unser eigenes innerstes Wesen. Und wir ziehen das in unser Leben, was mit unserem derzeitigen Zustand in Resonanz ist. Wenn wir also etwas verändern wollen, müssen wir zuerst uns selbst, unser Denken und unsere innere Einstellung ändern. Denn wir selbst sind die Architekten unseres Schicksals.

3. Das Gesetz der Schwere (Bewußtseinsgesetz), das uns erleben läßt, wie lichte, gute Gedanken unsere Stimmung heben und unseren Horizont erweitern, während schwere, depressive, negative Gedanken uns niederdrücken und unser Bewußtsein einengen – bis wir irgendwann „im Dunkel“ versinken und das Licht nicht mehr sehen. Wir tragen also Himmel und Hölle in uns selbst!

Daß diese einfachen Gesetzmäßigkeiten bis heute noch immer nicht berücksichtigt werden, zeigt das globale Geschehen. Wo handeln wir gegenüber unseren Mitmenschen so, wie wir selbst behandelt werden möchten? Wo freuen wir uns für andere, statt „neidisch“ zu sein – was mehr Freude in unser eigenes Leben ziehen würde? Wie oft warten wir auf ein „göttliches Wunder“, anstatt selbst die richtigen Samen zu säen? Wie oft reagieren wir negativ und erwarten dennoch ein positives Ergebnis?

Den konditionierten menschlichen Verstand (das Ego) entlarvte Abd-ru-shin als eigentlichen Gegenspieler des Geistes. Der „erdgebundene“ Verstand ist nicht in der Lage, über das Irdische hinauszudenken. Er vergleicht, bewertet und verkleinert – und erschafft dabei die Welt nach seinem Ebenbilde neu. Somit sind alle Verstandesmenschen weitestgehend vom geistigen Leben abgeschnitten: Sie glauben nur an das, was sie sehen und lehnen alles andere ab. Und doch hat jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit, zu erwachen und sich für das „wahre Leben“ zu öffnen. Es liegt also immer an uns selbst.

Der Heilige Gral

Die Gralsbotschaft befaßt sich mit allen Lebensbereichen: Sie zeigt, was den Menschen nach seinem „Hinübergehen“ in jenseitigen Regionen erwartet. Wie wir lernen können, den „Herd unserer Gedanken“ reinzuhalten, damit keine destruktiven Ideen mehr in uns aufsteigen. Welche Funktion die wesenhaften Kräfte in der Natur haben. Woher wir selbst stammen, und was die Welt im Innersten zusammenhält. Den mythologischen „Heiligen Gral“ beschreibt Abd-ru-shin als real existierende Kraftübertragungsstelle, die in höheren Sphären göttliche in geistige Energie umwandelt, um die Schöpfung stets mit neuer Energie zu versorgen. Auch das in der Gralslegende verklärte „ritterlich Männliche“ und das „edle, reine, priesterlich Weibliche“ wird ausführlich thematisiert.

Und beim Lesen spürt so mancher Wahrheitssucher ein sehnsuchtsvolles Kribbeln, da etwas in uns angerührt wird, das zwar tief verschüttet, jedoch nicht in uns ausgelöscht ist. Egal, wie wahnsinnig sich die „moderne“ Welt um uns herum gerade gebärdet.

Oskar Ernst Bernhardt sah seine Berufung darin, diese alten Vorstellungen und Glaubenssätze aufzulösen – durch die Kraft der Wahrheit! Denn nur die Wahrheit macht uns frei. Und jeder Mensch kann sie in sich selbst spüren, wenn er den Mut hat, sich für sie zu öffnen.

Inzwischen ist die „Gralsbotschaft“ in 17 Sprachen übersetzt und weltweit erhältlich. Doch so wie es Menschen gibt, die sich nach Weiterentwicklung und Erkenntnis sehnen, gibt es natürlich aus solche, die dies „dogmatisch“ ablehnen.

Darum schrieb Oskar Ernst Bernhardt in seinem Vorwort: „Ich spreche nur zu denen, welche ernsthaft suchen. Sie müssen fähig und gewillt sein, sachlich dieses Sachliche zu prüfen! Religiöse Fanatiker und haltlose Schwärmer mögen ferne davon bleiben. (-) Die Botschaft wird nur solche treffen, die noch einen Funken Wahrheit in sich tragen und die Sehnsucht, wirklich Mensch zu sein.

Manchem Leser mag die verwendete Sprache und der darin schwingende tiefe Ernst überholt erscheinen. Verkörpert der Gralsgedanke doch einen sehr hohen ethischen Anspruch! Nicht umsonst standen die historischen Gralsritter für edles Menschentum, unerschütterliche Treue und gelebten Gottesdienst – und waren mutige Beschützer der reinen, tugendhaften Weiblichkeit.

Wie weit wir in unserer heutigen Denk- und Lebensweise von diesem Idealbild entfernt sind, kann jeder tagtäglich selbst erleben. Selten war eine Menschheit so ziel- und orientierungslos wie heute! Vielleicht wäre es also an der Zeit, sich wieder mit wahren, zeitlosen Werten zu befassen.

Autor:
Michael Hoppe