»Das Kleine Dorf« – Innovative Konzepte für Tiny-House-Projekte

von Michael Hoppe

Mitte August waren wir live dabei, als in der Tiny-House-Gemeinschaft in Langenbrettach-Neudeck Haus Nummer 5 aufgestellt wurde. Es herrschte große Vorfreude, aber auch etwas Anspannung, ist es doch echte Millimeterarbeit, ein tonnenschweres Modulhaus mit einem Kran an seinen vorgesehenen Platz zu manövrieren. Letztlich ging alles gut, und eine weitere Bewohnerin kann nun in »das kleine Dorf« einziehen.

Wie werden wir in Zukunft leben? Diese Frage hat sich der IT-Unternehmer Reinhold Bertsch schon vor vielen Jahren gestellt. Inspiriert durch die Smart-House-Bewegung, Klemens Jakob und die OWNHOME-Idee sowie die Solidarische Bauwirtschaft hat er 2022 in Langenbrettach-Neudeck ein echtes Modellprojekt aus der Taufe gehoben. Er ließ ein Familiengrundstück für den Bau von acht Tiny-Häusern projektieren und gab seiner Vision den Arbeitstitel »Cellcamp«, was auf den sich selbst organisierenden menschlichen Zellorganismus hindeuten sollte. Kleine Gemeinschaften, die wie ein menschlicher Organismus funktionieren und harmonisch wachsen und gedeihen.

Das kleine Dorf wird geboren

Nachdem der Grundstein gelegt war, ging plötzlich alles ganz schnell. Auf eine Zeitungsanzeige hin meldeten sich viele Interessierte, und erste Bauanträge wurden gestellt. Inzwischen stehen fünf von acht geplanten Tiny Häusern, und das Projekt Cellcamp wurde in »das kleine Dorf« umgetauft, was sofort dazu führte, daß sich die »Dorf im Dorf-Bewohner« noch mehr mit dem Gesamtprojekt identifizieren können.
Daß Reinhold Bertsch hier einen echten Trend erkannt hat, zeigen neben den regelmäßigen Besuchern auch die vielen Zuschriften, die er täglich erhält. Um der Nachfrage Herr zu werden, entsteht gerade eine Kompetenz-Webseite in Kooperation mit dem NATURSCHECK-Magazin, die Informationen bündelt und zum Leitfaden für weitere Projekte werden soll.
Denn immer mehr Menschen möchten ihren ökologischen Fußabdruck freiwillig verkleinern und sich mehr auf das Wesentliche konzentrieren. Zudem hat das Stadtleben in den letzten Jahren einiges von seinem Reiz verloren. Neben der bekannten Wohnraumknappheit und der zunehmenden Verödung der Innenstädte ist es auch um die Sicherheit in großen Städten nicht mehr ganz so gut bestellt. Diese Gemengelage und die zunehmende Sehnsucht nach naturnahem, ländlichem Leben zeigt die Richtung, in die sich viele Wohn- und Gemeinschaftsprojekte entwickeln werden.

»Das kleine Dorf« als Blaupause

»Es ist die individuelle Entscheidung für mehr Freiheit und Autarkie, die Tiny-House-Besitzer ausmacht.«, erklärt Reinhold Bertsch. »In städtischen Neubaugebieten müssen verschiedene Grundbedingungen erfüllt werden, und man muß sich in vorgegebene Konzepte einfügen. Eine freiere, individuellere Wohnform ist heute schwer zu finden und oft nur auf einem Campingplatz möglich.« Reinhold Bertsch ist überzeugt, daß die aktuelle politische Agenda den individuell lebenden Menschen nicht (mehr) vorsieht. So braucht es tatsächlich ein gewisses Bewußtsein und den Schritt auf die Metaebene, um aus dem alten System »auszuchecken«. Hier werden zukünftig sicher neue Wohnformen entstehen, was nicht auf Tiny Houses begrenzt ist. Das können Mehrgene­ra­ti­onenheime sein, oder auch flexible Wohnformen, wo man vielleicht eine Zeitlang in einer Dorfgemeinschaft mitlebt, um dann wieder weiterzuziehen.
Die Weiterentwicklung solcher Projekte liegt Reinhold Bertsch am Herzen. Er möchte seine Erfahrungen und das damit verbundene Gefühl weitertransportieren. »Ein solche Gemeinschaft zu initiieren und dann organisch wachsen zu sehen, hat es etwas Schöpferisches. Wer also ein solches Projekt plant, kann sich gerne an mich wenden.«

Weitere Informationen
www.daskleinedorf.de

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