Wie retten wir unser Bargeld?

von Hansjörg Stützle

Wir haben uns schon längst daran gewöhnt, daß wir bei fast jedem Einkauf an der Kasse mit Schildern darauf hingewiesen werden, doch bitte mit Karte zu bezahlen. Auch darüber zu lesen, daß die ersten Gaststätten, Bäckereien und Einzelhändler kein Bargeld mehr annehmen, überrascht uns nicht mehr wirklich.

Aber daß staatliche Institutionen wie z.B. die Verkehrsbetriebe Scheine und Münzen ablehnen, ist ein neuer schwerer Angriff auf unser Bargeld. Wenn ein Staat dies tut, überschreitet er damit die rote Linie, denn es ist ein gefährlicher Schritt zur Bargeldabschaffung. Der Infrastruktur für Bargeld droht das Zusammenbrechen.

Keine Barzahlung in den Bussen Berlins

Früher war es möglich, beim Busfahrer ein Ticket zu lösen, natürlich gegen Bargeld. Dann, Anfang 2020, kam die »Krise«. Die Fahrerkabine wurde von den übrigen Reisenden abgeschirmt. Ein Sommer später geht der Vorhang wieder auf, doch die Kasse ist verschwunden: Bei den Berliner Verkehrsbetrieben müssen Kinder, Barzahler und Senioren schauen, wo sie bleiben.

Nicht nur in Berlin. Auch an anderen Orten der Welt geschah dasselbe: Das Busunternehmen Adventure Travel aus Wales wollte kein Bargeld mehr annehmen. In den Stadtbussen Madrids konnte man nicht mehr bar bezahlen. Die Regierung in Kenia sah die ideale Gelegenheit gekommen, das Bargeld aus den Sammeltaxis zu verbannen: 200.000 Matatus (Sammeltaxis) sollen mit digitalen Bezahlsystemen ausgerüstet werden. 

Zurück nach Berlin. Wie kommen wir jetzt an ein Ticket? Mit Kreditkarte und Smartphone kein Problem. Aber ohne? Bei weitem nicht an jeder Haltestelle gibt es einen Automaten. Wir müssen also vorsorgen und irgendwo 4-Fahrten-Scheine besorgen. Sonst haben wir im Bus nichts zum Abstempeln. Eine wiederaufladbare Guthabenkarte stünde zur Alternative. Die gäbe es gegen Bargeld zu erwerben und soll sogar anonym sein. Aber die Entwöhnung vom Bargeld bleibt – und wer nimmt diese Umstände auf sich, um bar bezahlen zu können?

Keine Automaten in Erfurt

Im Stadtgebiet von Erfurt gibt es nur vereinzelt Automaten an den Haltestellen. Dafür umso mehr in den Verkehrsmitteln selbst. Doch das ist nun Vergangenheit: Im Sommer 2021 wurden die alten Fahrkartenautomaten in den Straßenbahnen entfernt. Nun, alt waren sie eigentlich nicht!

Guido Nehrkorn von den Erfurter Verkehrsbetrieben begründet dies wie folgt: »Die Automaten wurden 2011 angeschafft. Sie brauchen eine Mobilfunkverbindung, und die war damals nur über den 3G-Standard möglich. Der aber wird im Sommer 2021 für immer abgeschaltet. Eine Umrüstung wäre zwar technisch möglich, würde aber 2,2 Millionen Euro kosten.« 

Auch Dresden bargeldlos

Was Erfurt kann, kann Dresden schon lange. Selbst auf dem Bürgeramt bleibt dort die Kasse geschlossen. Wer nicht mit EC- oder Kreditkarte bezahlen will, dem bleibt nichts anderes übrig, als zu überweisen oder eine der drei Stadtkassen aufzusuchen, um sich seiner »Schulden« zu entledigen.

Die Dresdner Verkehrsbetriebe denken ähnlich. Alle Straßenbahnen werden jetzt auf bargeldlose Fahrscheindrucker umgestellt – die Busse sollen folgen. Im Gegensatz zu denen aus Erfurt sind die bisherigen Automaten tatsächlich etwas älter: fast 20 Jahre. Und was machen Kinder? Die Dresdner Wochenzeitung schreibt:

»Fahrkarten werden künftig ausschließlich mit der EC-Karte, der Kreditkarte (bisher VISA- und Mastercard, später auch American Express), per Apple Pay oder Google Pay bezahlt. Nachdem ermäßigte Dauerfahrkarten zugunsten des Bildungstickets abgeschafft wurden, könnten nun Kinder vor den neuen Automaten stehen und beim Ticketkauf scheitern, weil kein Bargeld mehr angenommen wird und sie keine Geldkarte haben. Bei einer Kontrolle sollen sie sagen, daß sie keine Chance hatten, eine Fahrkarte zu kaufen. Später werde das Kundenzentrum dann kulant reagieren.«

Bahn fahren mit Chipimplantat

Als ob das alles nicht gruselig genug wäre, zeigt der Weltmeister im Bargeldabschaffen, wo er den Zug hinlenkt. Schweden ist das Land, in welchem man ohne Bankkarte vielerorts selbst vor der öffentlichen Toilette aufgeschmissen ist.

»Bis zu 2000 unserer Reisenden haben schon einen implantierten Chip. Das Interesse ist groß“, erklärt Lina Edström von der schwedischen Eisenbahn. »Viele Reisende finden das supercool. Wir glauben, daß hier die Zukunft liegt«. 

Der Zeitung Morgenpost zufolge, ist Schwedens Bahn die erste weltweit, die auf diese Technik setzt. Die Morgenpost schreibt weiter: »Der reiskorngroße Chip wird Willigen vom privaten Bahnkooperationspartner Biohack mit einer groben Spritze auf die Oberseite der Hand zwischen Daumen und Zeigefinger geschossen – wahlweise auch in die Handkante unterhalb des kleinen Fingers. Die Reisenden können sich danach eine Bahn-App aus dem Internet auf ihr Smartphone herunterladen. Dort geben sie ihre Bahnkartennummer ein. Die wird dann vom Telefon auf den Chip in der Hand gesendet. Die Chip-Technologie wurde bisher zur Identifikation von Haustieren wie Hunden genutzt.«

So etwas ist in Deutschland nicht möglich? Weit gefehlt! Die Firma I am ROBOT aus Dortmund hat einen Onlineshop für Chipimplantate. Sie weiß zu berichten: »Sie können sich mit unserem NFC-Chip-Implantat an der Fahrerkabine am Check-in-Gerät sowie an den Geräten der Fahrkartenkontrolleure ausweisen. […]. Laut Benutzererfahrung ist dies schon im Rhein-Main-Gebiet möglich. Der zuständige Verkehrsverbund ist hier die RMV.«

Wie retten wir unser Bargeld?

Die Beispiele Berlin, Dresden und Erfurt sind eine gefährliche Blaupause in der schleichenden Bargeldabschaffung. Wenn Bargeld zunehmend abgelehnt wird, kann seine Infrastruktur innerhalb kurzer Zeit zusammenbrechen. 

Warum? Je weniger Leute mit Bargeld bezahlen, auf desto weniger Schultern verteilen sich die Kosten für Bargeldtransporte, Bargeldautomaten, Ticketautomaten am Bahnsteig und Barkassen im Einzelhandel. Die Banken erhöhen in der Folge die Gebühren. Verkehrsbetriebe gehen dazu über, Bargeld abzulehnen. Gewerbetreibende tun dasselbe. Schweden hat genau das bereits hinter sich. 

Wenn staatliche Stellen wie die Verkehrsbetriebe kein Bargeld mehr annehmen, dann ist Gefahr in Verzug. Der Staat dokumentiert damit, daß er das Bargeld nicht mehr haben möchte. Dann ist das Bargeldverbot näher, als die meisten glauben, auch wenn die Regierung dies abstreitet. Aber bekanntlich sagen Taten oft mehr als viele Worte.

Einer der stärksten Verfechter des Bargelderhalts ist der Wirtschafsjournalist Norbert Häring. Er führt diesbezüglich schon seit sieben Jahren einen Rechtsstreit mit dem Hessischen Rundfunk, seinen GEZ-Beitrag bar entrichten zu dürfen. Er versucht, darüber ein Grundsatzurteil zu bewirken und zu klären, ob der Staat und seine Institutionen Bargeld ablehnen dürfen. Denn Bargeld ist indirekt staatliches Geld, weil es über die EZB bzw. die staatliche Institution Deutsche Bundesbank herausgebracht wird. Es ist nicht sehr glaubwürdig, wenn der Staat sein eigenes Geld nicht mehr annehmen will. Aber bis heute wurde kein abschließendes Urteil gefällt. 

Nur Bares ist Wahres!

Angesichts solch langwieriger Rechtsprechung muß man leider zur Kenntnis nehmen, wie schutzlos unser Bargeld ist, wenn wir es nicht verteidigen. Bis ein juristisches Urteil da ist, könnte unser Bargeld schon aus dem Alltag verschwunden sein…
Deshalb sind wir Bürger in einer ganz besonderen Verantwortung: Wir sollten so oft als möglich »bar bezahlen«. Und wir müssen uns auch aktiv für das Bargeld einsetzen und die Menschen über die Gefahr der Bargeldabschaffung informieren und hierzu ein neues Bewußtsein in der Gesellschaft schaffen. 

Hierzu dient meine Aufklärungsplattform www.bargeldverbot.info, auf der Sie viele interessante Berichte lesen und diese auch in Ihren sozialen Netzwerken verbreiten können.

Aber auch jene, die mit der digitalen Welt nicht so bewandert sind, können bei mir Flyer zum Verteilen bestellen.


Autor:
Hansjörg Stützle

Kontakt:
www.wertvollleben.net


Buchtipp:
Das Bargeld-Komplott
Hansjörg Stützle
ISBN: 978-3-89060-390-2
Preis: 20,00 Euro

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