Die Soziale Dreigliederung und die Aufgaben des Staates

von Sabine Gebhardt

Der Staat, den wir haben, ist der beste, den wir haben können“ und „Wir leben im besten Deutschland, das es jemals gegeben hat“. Glaubst du das immer noch, oder hast du das Wegbrechen von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in unserem Land schon bemerkt?

Ein Staat ist eine politische Vereinigung und Organisation einer größeren Menschengruppe, die in einem abgegrenzten Gebiet unter einer Form der Machtausübung lebt. Ein Rechtsstaat ist ein Staat, der einerseits allgemein verbindliches Recht durch Gesetze schafft und andererseits seine eigenen Einrichtungen zur Ausübung der staatlichen Gewalt an das Recht bindet.

In einem Rechtsstaat haben die Menschen Grundrechte, also grundlegende Freiheits- und Gleichheitsrechte, die vom Staat garantiert sind, die von ihm zu achten und zu schützen sind, und die auch nicht ausgesetzt werden können. Die Grundrechte gehen zurück auf die Menschenrechte. Das Konzept der Menschenrechte geht davon aus, daß alle Menschen aufgrund ihres Menschseins mit gleichen Rechten ausgestattet sind, und daß diese Rechte universell, unveräußerlich und unteilbar sind. Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Die Würde eines Geschöpfes besteht in der in seinem Wesen begründeten einzigartigen Seins-Bestimmung. Die Würde des Menschen geht über die rein geschöpfliche Würde hinaus und besteht darin, ein freies, geistig-moralisches, schöpferisches Wesen zu sein. Alle Menschen sollen frei ihre Meinung sagen dürfen, glauben dürfen, was sie wollen, frei über ihren Körper bestimmen dürfen, und sich frei entwickeln dürfen.

Menschliche und geistige Gesetze

Zu den wichtigsten Dokumenten der Menschenrechte gehören die englische „Bill of Rights“ von 1689, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776, die französische „Declaration des droits de l’Homme“ von 1789 und die „Charta der Vereinten Nationen“ von 1945.

Die Menschenrechte gehen zurück auf das Naturrecht, das man als die über dem Staat stehenden ehernen Gesetze Gottes bezeichnen könnte. Es gibt neben den äußeren, von Menschen geschaffenen Staatsgesetzen, auch geistige, göttliche Gesetze, in denen der Schöpfer seinen Willen ausdrückt. Das oberste Gesetz, das über allem steht, ist das göttliche Gesetz der Liebe und der Freiheit unserer Seele. Alle Weltgesetze unterstehen diesem Gesetz, und deswegen sind die weltlichen Herrscher auch aufgefordert, die Gesetze aus der göttlichen Liebe heraus zu geben.

Nach Artikel 20 des Grundgesetzes ist die Bundesrepublik Deutschland eine Demokratie, in der alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht und durch Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt wird. Eine Demokratie zeichnet sich dadurch aus, daß das Volk eine wesentliche, mitbestimmende Funktion einnimmt, daß Volksvertreter in das Parlament gewählt werden, und daß demokratische Entscheidungen nach dem Mehrheitsprinzip getroffen werden.

Das überstaatliche Völkerrecht, das auf der Charta der Vereinten Nationen beruht, ist eine internationale Rechtsordnung, die für alle Staaten der Welt gleichberechtigt gilt. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker besagt, daß alle Völker und Staaten das Recht haben, ihr Schicksal frei zu bestimmen, ihre Beziehungen souverän zu gestalten, und das eigene politische und soziale System frei zu wählen.

Soweit zur Theorie, denn die Realität sieht leider anders aus.

Leben wir wirklich in einer Demokratie? Spielen die Parlamentswahlen irgendeine Rolle für wichtige politische Entscheidungen? Gelten die Gesetze wahrhaft für alle Menschen gleich? Gibt uns der Staat wirklich Schutz und Sicherheit? Gibt es einen offenen, demokratischen Diskurs in unserem Land, in dem Interessen gegeneinander abgewogen werden? Darf jeder seine Meinung frei äußern, ohne daß er verurteilt oder verdammt wird? Gibt es einen freien Austausch von Meinungen und Sichtweisen? Oder gibt es politische Korrektheit? Kommt die Politik, die umgesetzt wird, aus den Parteien? Gibt es einen spürbaren Politik-Wechsel, wenn andere Parteien an die Macht kommen? Ist Deutschland wirklich ein souveränes Land? Kann keine Autorität von außen die nationalen Entscheidungen überstimmen? Hat das Volk überhaupt etwas zu sagen? Haben wir freie Medien? Welche Rolle spielen die Medien beim Demokratie-Management? Agieren unsere Politiker tatsächlich in unserem Interesse?

Widmen sie ihre Kraft dem Wohle des Deutschen Volkes und halten sie Schaden von ihm ab? Oder beseitigen sie nationale Strukturen und setzen sich für die Auflösung von Deutschland ein? Warum wurde 1990 der territoriale Geltungsbereich des Grundgesetzes im Artikel 23 von den alliierten Vertretern gestrichen und durch einen Artikel zur Verwirklichung eines vereinten Europas ersetzt? Ist das Grundgesetz ohne territoriales Staatsgebiet überhaupt gültig? Fragen über Fragen, auf die es keine leichten Antworten gibt.

Bei der Beantwortung dieser Fragen ist es hilfreich, wenn man sich das Reich der Pilze zur Veranschaulichung der Komplexität der Machtstrukturen vor Augen hält. Politische Macht läßt sich nämlich mit den drei Ebenen des Pilzwachstums gut versinnbildlichen. Da gibt es den sichtbaren Pilz, der im Wald steht, und der vergleichbar ist mit dem sichtbaren politischen Geschehen auf der politischen Bühne, im Parlament, in der Regierung und in den Medien.
Der eigentliche Pilz befindet sich aber unter der Erde und besteht aus einem dichten Geflecht von Fäden, das Myzel genannt wird. Genauso verhält es sich in der Politik. Hinter der politischen Bühne gibt es ein dichtes Geflecht aus sichtbaren und unsichtbaren Interessensvertretungen, Wirtschaftslobbys, Thinktanks, Nicht-Regierungs-Organisationen, Stiftungen von sogenannten „Philanthropen“ und sonstigen Zusammenschlüssen. Das World Economic Forum WEF, das von ca. 1.000 Unternehmen finanziert wird und viele politische Führer ausbildet, und das eine internationale, globale Kontrolle anstrebt, ist demokratisch nicht gewählt und ist sicherlich die bedeutendste Interessenvertretung der Reichen, die das eigentliche Sagen in der Politik haben.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO, die zum größten Teil von privaten Geldgebern und Stiftungen finanziert wird, die der Pharmaindustrie nahestehen, ist ebenfalls ein einflußreicher Spieler im politischen Feld. Interessensgruppen, die weniger prominent in den Medien auftreten, sind die Bilderberger Gruppe, die Open Society Foundation, die Bill and Melinda Gates Foundation, der Council of Foreign Relations oder das Royal Institute of International Affairs, um nur einige zu nennen. Der emeritierte deutsche Psychologie-Professor Dr. Rainer Mausfeld hat in seinem bemerkenswerten Buch „Warum Schweigen die Lämmer“ sehr gut herausgearbeitet, daß Parlamentswahlen in den kapitalistischen Demokratien offenkundig keine Rolle mehr für grundlegende politische Entscheidungen spielen. Er führt aus, daß die eigentlichen Zentren der Macht unsichtbar gemacht worden sind und von Wahlen nicht mehr tangiert würden. Die großen politischen Entscheidungen würden zunehmend von Instanzen und Akteuren bestimmt, die nicht der Kontrolle der Wähler unterliegen.

Wenn man wissen will, was morgen politisch geschieht, dann sollte man nicht die Parteiprogramme lesen oder den Politikern zuhören, sondern die Studien der NGO’s lesen, z.B. die von der RAND Corporation, die die Außenpolitik der USA maßgeblich bestimmt und Aufschluß darüber gibt, wohin die Reise geht. Prof. Mausfeld fragt weiter: „Warum wählen die Wähler immer noch die Parteien, die für diese Entwicklung verantwortlich sind?“ und kommt dann zu der Schlußfolgerung, daß die Energie der Veränderung nur von unten, von der Basis, aus dem Volk, kommen kann.

Die dritte Ebene beim Pilzwachstum ist der Mutterboden, die fruchtbare oberste Erdschicht, in der alles sprießt und gedeiht, und ohne den die Pflanzen nicht leben können. Der Mutterboden symbolisiert die unsichtbaren spirituellen Kräfte, die dem Myzel der menschlichen Netzwerke Nahrung geben und die entsprechend deren geistiger Ausrichtung positiv oder negativ sein können.

Es gibt den Entwicklungsweg der Selbstsucht und der Macht im Außen durch Kontrolle über andere, und es gibt den Entwicklungsweg der Selbstlosigkeit und der Macht über dein Inneres. Es ist offenkundig, daß die o.g. Myzel-Gebilde dem ersteren Entwicklungsweg folgen. Wir dürfen die geistige Dimension und unser Herz nicht länger verleugnen, denn die Transformation der Gesellschaft beginnt mit der Transformation des Einzelnen. Es genügt nicht, nur auf der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Ebene Veränderungen herbeizuführen. Die wichtigste Veränderung wird in jedem Menschen selbst auf der seelisch-geistigen Ebene stattfinden, nämlich die Zurückgewinnung der Herzenergie und die Heilung des Herz-Bypasses in einem selbst und folglich auch in der Welt. Das wird unsere Gemeinschaft verändern.

Risse im Krug der Demokratie

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Innenminister Lothar de Maiziere ordneten im September 2015 die unkontrollierte Grenzöffnung der deutschen Grenzen an. Sie teilten der Bundespolizei mündlich mit, daß Maßnahmen zur Zurückweisung von Migranten an der deutschen Grenze auf unbefristete Zeit auszusetzen sind. Eine schriftliche Anordnung des BMI, Bundesministerium des Inneren, gab es nicht, eine Abstimmung mit der EU und eine gemeinsam abgestimmte Vorgehensweise ebenfalls nicht. Frau Merkels Alleingang hat die Grenzpolizei befehligt, dauerhaft gegen das Grundgesetz und die geltenden Gesetze zu verstoßen.

Nach Artikel 16a GG kann sich ein Ausländer nicht auf das deutsche Asylrecht berufen, wenn er aus einem Mitgliedstaat der EU oder aus einem anderen Drittstaat einreist, der das Flüchtlingsabkommen anwendet. Niemand kontrollierte, wer da eigentlich ins Land kam, niemand stellte Fragen, alle durften rein. Über 1 Million Flüchtlinge kamen während der Flüchtlingskrise 2015/2016 nach Deutschland, und der Zufluß hat seitdem nicht gestoppt.

Am 6. Februar 2020 tönte Frau Merkel aus Südafrika, daß das Ergebnis der Thüringen Wahl und die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten von Thüringen rückgängig gemacht werden müssen. Sie „befahl“, daß sich die CDU nicht an einer Regierung beteiligen dürfe, bei der der Ministerpräsident Kemmerich mit den Stimmen der AfD, einer demokratisch legitimierten Partei, an die Macht gekommen sei. Das war ein unglaublicher Vorgang in Deutschland und ein schlechter Tag für die Demokratie.

Die von der Merkel Regierung erlassenen Notstandsgesetze während der Corona Pandemie 2020/2021, die in nie dagewesener Weise in die Grundrechte der Bürger eingriffen und durchaus Züge einer Hygiene-Diktatur aufwiesen, konnten von den Sterbefallzahlen, der Auslastung der Intensivbetten in absoluten Zahlen und von der Zahl der Infizierten in keiner Weise legitimiert werden, und viele Experten sahen die Evidenz für die Ausrufung eines pandemischen Notstandes als sehr kritisch an. Dies sind nur drei Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit, die deutlich die Risse im Krug der Demokratie in Deutschland zeigen. Die Freiheiten und Bürgerrechte der Menschen werden vom Staat immer mehr beschnitten, während sich die Regierenden an kein Recht mehr zu halten scheinen.

Die enorme konsolidierte Macht von Wirtschaft, Militär und Politik in staatlichen und überstaatlichen Institutionen wie der EU, NATO oder dem IWF ist die Ursache für den gesellschaftlichen Niedergang, den wir gerade erleben. Die äußere Machtkonzentration von Geld und Technik, die in den vergangenen Jahren enorm zugenommen hat, hat das geistige Leben der Menschen entwertet und sie glauben gemacht, daß sie ohnmächtig seien. Die Ideologien der herrschenden Klassen haben die Kraft für das Bewußtsein der Bevölkerung erfolgreich ausgeschaltet. Die allumfassende Machtausübung der globalen Technokraten gleicht einem riesigen Computer, der seine Agenda gnadenlos durchsetzt und gefühllos auf die Bedürfnisse der Menschen nach Lebensqualität reagiert.

Der Einheitsstaat als Instrument einer herrschenden Minderheit der Vermögenden und Reichen darf jetzt kein Überbau über die „Zivil­gesell­schaft“ mehr sein, weil er die die freie Schaffenskraft, den freien wissenschaftlichen „Unter­suchungs­geist“, und die allgemeine Denkfreiheit der Menschen und die freiwillige Hilfeleistung der Bürger untereinander lähmt und erstickt. Der Zerstörungsprozeß ist mittlerweile so dynamisch geworden, und die Lage in allen Ländern der Erde ist so dunkel und erschreckend, daß wir nichts mehr zu verlieren haben, wenn wir uns radikal einem neuen gesellschaftlichen System widmen.

Was soll der Staat unterlassen?

Rudolf Steiner hat vor mehr als 100 Jahren die Lösung für die Menschheitskrise aufgezeigt, als er die Soziale Dreigliederung in die Welt gebracht hat. Die Gesellschaft ist ein sozialer Organismus, der am besten funktioniert, wenn er in seine drei selbständigen Teilbereiche Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaft gegliedert wird, die sich gegenseitig befruchten und in Schach halten. Die drei Gesellschaftsbereiche müssen sauber voneinander getrennt werden, selbständig wirken können, und die menschlichen Ideale der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ müssen ihnen richtig zugeordnet werden: Die Freiheit gehört ins Geistesleben, die Gleichheit ins Rechtsleben und die Brüderlichkeit in die Wirtschaft.

Die Soziale Dreigliederung ist tatsächlich die wichtigste öffentliche Aufgabe der gegenwärtigen und zukünftigen Menschheit, und sie ist die Mission der deutschsprachigen Länder in der Mitte Europas. Wenn wir die freie Geistigkeit in Mitteleuropa nicht verwirklichen und die Politik auf einen spirituellen Boden stellen, dann können wir so viel auf der politischen Ebene machen, wie wir wollen, es wird nichts bringen. Wir sind aufgefordert, den radikalen Entschluß zu fassen, das Geistesleben und die Wirtschaft aus dem Staatsleben herauszulösen. Das muß nicht ruckartig geschehen, sondern kann allmählich in einem Abbau des staatlichen Bildungs- und Wirtschaftswesens vonstattengehen. Es geht nicht darum, etwas zurückzubauen, sondern darum, auf dem Bestehenden weiterzubauen unter Wahrung der erarbeiteten Güter und Fähigkeiten und im Weiterbauen den Abbau des Ungesunden herbeiführen.

Wir müssen uns also fragen: „Was soll der Staat unterlassen?” anstatt „Was soll der Staat tun?” Der Staat muß schrumpfen und links und rechts Aufgaben an die Gesellschaft abgeben. Der Staat hat sich um das negative Wohl der Bürger zu sorgen, um ihre Sicherheit, und nicht für ihr positives Wohl, ihr physisches, wirtschaftliches, moralisches und seelisch-geistiges Wohlergehen. Um es in den Worten von Wilhelm von Humboldt zu sagen, der sich ausführlich mit den Grenzen der Wirksamkeit des Staates befaßte: „Der Staat enthalte sich aller Sorgfalt für den positiven Wohlstand der Bürger und gehe keinen Schritt weiter, als zu ihrer Sicherstellung gegen sich selbst und gegen auswärtige Feinde notwendig ist, zu keinem anderen Endzweck beschränke er ihre Freiheit.“ Und weiter sagt er: „Das Prinzip, daß die Regierung für das Glück und das Wohl, das physische und moralische der Nation sorgen muß, ist der ärgste und drückendste Despotismus“, und „Der höchste und letzte Zweck jedes Menschen ist die Ausbildung seiner inneren Kräfte in ihrer persönlichen Eigentümlichkeit zu einem Ganzen. Das Glück, zu welchem der Mensch bestimmt ist, ist auch kein anderes, als welches seine Kraft ihm verschafft. Der Mensch, der oft und viel geleitet wird, wird seines eigenen Zweckes, seiner wahren Bestimmung beraubt, sich selbst zu bestimmen und sich dadurch weiterzuentwickeln.“ Die bürokratische Macht des Einheitsstaates ist ein Feind des vollentwickelten Menschentums, weil sie das Leben engherzig beherrschen will, ohne den Erfordernissen der Menschheitsentwicklung gerecht zu werden.

Die Kernaufgabe des Staates ist die Sicherheit

Die Kernaufgabe des Staates ist es, für die Sicherheit seiner Bürger zu sorgen, denn die Sicherheit ist das Einzige, welches der einzelne Mensch mit seinen Kräften allein nicht erlangen kann. Der Staat muß dafür sorgen, daß die innere und äußere Sicherheit aller Bürger in völliger Gleichheit erhalten wird, und auch die Sicherheit des Staats selbst. Zu seinen Kernaufgaben gehören also die Polizei, das Militär, das Parlament, die Justiz und das öffentliche Recht, das die Beziehungen der Bürger zum Staat regelt. Zu seinen Kernaufgaben gehören aber nicht die Wirtschaft, die Bildung, die Wissenschaft oder die Kultur.

Im politisch-rechtlichen Staatsleben sollte jeder zu seiner rein menschlichen Geltung kommen, die unabhängig ist von seinen Fähigkeiten oder dem Wert seines Vermögens. Der Staat hat die Aufgabe, die gegenseitigen Beziehungen zwischen Menschen und Menschengruppen so zu regeln, daß dem Rechtsbewußtsein der Menschen entsprochen wird, in dem jeder Mensch jedem anderen Menschen gleicht.

Der Rechtsstaat darf am Wirtschaftsleben keinen Anteil haben, um die notwendige korrigierende Wirkung auf die Wirtschaft ausüben zu können. So müssen beispielsweise die Arbeit und die Übertragung von Eigentum im Rechtsleben geregelt werden. Der Rechtsstaat sollte weiter das Recht auf Erziehung und das Recht auf Unterhalt nicht arbeitsfähiger Menschen, das Verwaltungsrecht, die Polizeigesetze, Kriminalgesetze und Zivilgesetze regeln.

Die Gegenstände des Eigentums müssen in den Fluß des sozialen Lebens gebracht werden, und Vermögen darf nicht mehr gehortet werden, weshalb es zu begrenzen ist. Der Staat bestimmt und verwaltet die Eigentumsübertragungen, die an menschliche Fähigkeiten und an den Dienst an der Gemeinschaft gekoppelt werden sollten und nicht so sehr an Blut und Familie. Der Staat untergräbt die innere und äußere Sicherheit, indem er den Krieg fördert, die Staatsgrenzen für unkontrollierte Einwanderung öffnet und ungefragt kriminelle Leute aus anderen Ländern ins Land läßt.

Die Dreigliederung hat neben vielen Vorteilen auch diesen wichtigen sicherheitspolitischen Aspekt für ein Land: „Wenn die Dreigliederung durchgeführt ist, kommen dadurch die anderen Staaten in ein solches Verhältnis, daß sie sich selbst schädigen, wenn sie einen solchen Staat angreifen.“

Die Rechte, die wir heute in unserer Gesellschaft haben, haben zum Teil antisozialen Charakter, denn sie dienen den herrschenden Klassen und bieten ihnen Vorteile, ohne das Wohl der kleinen Bürger zu berücksichtigen. So schreibt z.B. der englische Guardian, daß Amazon 2020 in Europa 44 Mrd. € Umsatz machte, aber keine Körperschaftssteuer zahlte, weil es einen Verlust von -1,2 Mrd. € auswies.

Einem Konzern wie Amazon, der unter persönlicher Beteiligung des ehemaligen EU Kommissions-Chefs Jean-Claude Juncker seinen Geschäftssitz 2003 ins Steuerparadies nach Luxemburg verlegte, wird es durch die Politik ermöglicht, seine Gewinne durch globale Beteiligungsstrukturen so zu „optimieren“, daß sie keine Steuern zahlen. Dabei sollten mächtige internationale Konzerne ihren gerechten Anteil an Steuern dort zahlen, wo die Umsätze erwirtschaftet werden. Wenn das öffentliche Recht nicht hervorgerufen wird durch das reine Verhältnis von Mensch zu Mensch, sondern aus der politischen oder wirtschaftlichen Macht heraus, dann trägt es keinen sozialen Charakter, sondern einen antisozialen Charakter, den wir heute erleben. Wer wollte abstreiten, daß die Gesetze zur Corona Pandemie nicht aus der Ecke der Pharma-Industrie und deren Lobbyisten gekommen seien. Im Einheitsstaat macht eben eine wirtschaftliche Gruppe der Vermögenden ihre Interessen zum Gesetz und zum öffentlichen Recht zum Schaden der Allgemeinheit.

Freiheit erhöht die Kraft des Menschen

Der politische Staat soll im dreigeteilten sozialen Organismus nur ein Glied unter dreien sein. Der Rechtsstaat hat am Wirtschaftsleben keinen Anteil. Er darf selbst nicht Element des Wirtschaftskreislaufes sein, sondern er muß die Gesetze und Rechte schaffen, die den Rahmen für die Wirtschaft bilden. Das geistige und kulturelle Leben muß sowohl von den Interessen des Staates als auch den Interessen der Wirtschaft unabhängig werden, denn nur dann kann es seine ganze Kraft entfalten.

Schule und Erziehung sind keine Staatssache und müssen auf den Boden ihrer Selbstverwaltung gestellt werden, damit die Ausbildung und Entfaltung aller menschlichen Kräfte (Verstand, Charakter-Tugenden, Phantasie, Intuition, Fühlen, Willen, Herz und Geist) wirksam werden. Wir müssen den Menschen und den Christusimpuls in uns wiederfinden, damit wir und die Gemeinschaft wieder ins Gleichgewicht kommen. Freiheit erhöht die Kraft des Menschen, und Zwang erstickt sie. „Je höher das Gefühl der Kraft im Menschen, desto williger sucht er ein inneres Band, das ihn leite und führe. Dieses innere Band ist uns Ehrfurcht und Liebe der Gottheit gegenüber.“ (Wilhelm von Humboldt)

Um auf die eingangs gestellte Frage nach dem besten Staat, den wir je hatten, zurückzukommen, so kann abschließend zusammengefaßt werden, daß wir keine echte Demokratie haben, sondern eine Scheindemokratie, hinter der sich geschickt getarnt eine Plutokratie, eine Herrschaft der Reichen, verbirgt. Nur das, was den Interessen der Mächtigen nicht schaden kann, hat eine Chance, durch den Filter des Medienkartells eine breite Öffentlichkeit zu erreichen, denn die drei größten Presseagenturen der Welt, AP, Thomson Reuters und AFP, von denen alle Zeitungen und Fernsehsender ihre Nachrichten beziehen, sind auch in den Händen der Reichen. Eine echte Demokratie und einen echten Rechtsstaat wird es erst dann geben, wenn wir ein freies, selbständiges Geistesleben und eine autonome Wirtschaft in einer dreigegliederten Gesellschaft verwirklicht haben werden.

Schließen möchte ich mit einem Zitat von Phyllis Krystal, der verstorbenen Psychotherapeutin und geistigen Pionierin: „Es ist absolute Zeitverschwendung, die Regierung für unsere Probleme verantwortlich zu machen. Wir alle sind indirekt mitverantwortlich und müssen die Probleme angehen und versuchen, sie zu lösen, indem wir uns Gehör verschaffen. Veränderungen vollziehen sich nicht auf wundersame Weise, wir müssen sie gemeinsam einfordern. Baba sagt (Anmerkung der Verfasserin: Sathya Sai Baba, einer der am meisten verehrten spirituellen Lehrer unserer Zeit): ‚Entweder erzieht und verändert die Regierung die Menschen, oder die Menschen erziehen und verändern die Regierung.‘“

Autorin:
Sabine Gebhardt
sabine.anna.gebhardt@outlook.de

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