Auch du, Brutus, mein Sohn? – oder: Warum Verschwörungen keine Theorien sind

von Michael Hoppe

Ich wundere mich tagtäglich, wie inflationär der Begriff »Verschwörungstheoretiker« inzwischen gebraucht wird. Vor allem die Mainstreammedien haben ihn quasi adoptiert und zum Universalstempel für all jene auserkoren, die sich Gedanken über das Geschehen hinter den Kulissen machen. Dabei ist die Menschheitsgeschichte gespickt mit Verschwörungen aller Art: Von Julius Cäsar, der von einer Gruppe von »verschworenen« Senatoren ermordet wurde, über den Dorfstammtisch, an dem der Bürgermeister, der Pfarrer und der Bankdirektor das Schicksal der Gemeinde »beschworen«, bis zu den bekannten globalen medialen Netzwerken, die »unsere Meinung bilden«. Wer also daran zweifelt, daß es Verschwörungen gibt, ist entweder völlig weltfremd oder … hat den Begriff nicht verstanden.

Kürzlich lief im deutschen Fernsehen wieder einmal der Hollywood-Film »Die üblichen Verdächtigen«. Die Quintessenz des Films ist die Aussage: »Der größte Trick, den der Teufel je angewandt hat, war: die Welt glauben zu lassen, es gäbe ihn nicht.« Besser könnte man das aktuelle Zeitgeschehen kaum beschreiben. Auch heute erzählt man uns die völlig absurde Mär: es gäbe keine konspirativen Mächte hinter den Kulissen und damit auch keine Verschwörungen. Was für ein Witz! Natürlich gibt es sie!

Die Frage ist nur: Wollen sie das Gute für uns Menschen, oder führen sie Übles im Schilde? Flüstern sie uns »heimlich« etwas Hilfreiches zu, oder tun sie das Gegenteil? Halten sie sich an die höheren Gesetze – oder dienen sie dem Geist, der stets verneint?

Doch beginnen wir bei der Begriffserklärung:

Laut Wikipedia ist »eine Verschwörung eine geheime Zusammenarbeit mehrerer Personen zum Nachteil Dritter.« Ein Historiker sagte dazu einmal sinngemäß: Seit es zwei Menschen gibt, streiten sie sich. Seit es drei Menschen gibt, »verschwören« sich zwei gegen den dritten.
Derartig pessimistischen Vorstellungen möchten wir auf keinen Fall das Wort reden. Aber tatsächlich neigen wir Menschen dazu, unsere Meinungen und Vorstellungen als »wahr« und idealerweise als »für alle gültig« zu sehen. Darum wird seit Jahrtausenden gekämpft, gestritten und missioniert – und es wird konspirativ beschlossen, wie man die »Unwissenden« von der eigenen Meinung überzeugen könnte.

So beginnt sinnbildlich die vielzitierte Verschwörung: Einige Wenige tun sich zusammen, um den anderen Menschen ihren Willen (oder ihr Produkt) unterzujubeln.

Als »Verschwörungstheorie« wird der Verdacht bezeichnet, daß es Menschen oder gar Mächte gibt, die hinter den Kulissen heimlich Eigeninteressen verfolgen und dadurch (konspirativ) Einfluß auf unseren freien Willen nehmen! Uns also manipulieren und uns etwas vorspielen.

Ganz ehrlich: wer ist so naiv zu glauben, daß es solche Menschen und Mächte nicht gibt? Jede Kultur, jede Generation, jede Religion hat ihre »Verschwörer« und deren Gefolgschaft: In unserem Kulturraum werden vom Teufel über Luzifer bis zu Mephisto Kräfte beschrieben, die eine Art Gegenpol zum Göttlichen, Natürlichen, Wahren bilden. Die verschwörerisch-zerstörerisch wirken, anstatt aufzubauen und der Einheit zu dienen. Die krank machen, anstatt zu heilen. Die trennen, anstatt zu vereinen. Ich habe keine Ahnung, warum es diese Wesen gibt und was sie antreibt. Aber oft fühlt man ja den Zwiespalt in sich selbst, daß hier zwei (oder mehr) Seelen in der eigenen Brust um die Vorherrschaft ringen.

Doch zurück zu dem Begriff »Verschwörung«

Verschwörungen sind keine Theorie, sondern gängige Praxis. Nehmen wir nur die unzähligen Geheimdienste, die in jedem Land aktiv sind. Alleine in den USA sollen es zwischen 18 und 36 sein. Edward Snowden hat deren Wirken ja ausgiebig offengelegt. Nur ein Beispiel: Der Spiegel berichtete vor einigen Jahren über die Five-Eyes-Verschwörung der Geheimdienste der USA, Großbritanniens, Kanadas, Neuseelands und Australiens. »Das britische GCHQ schneidet in Bude, Cornwall, den kompletten transatlantischen Internet-Traffic mit, speichert nicht nur Metadaten, sondern auch alle Kommunikationsinhalte vorsorglich eine Zeitlang ab.«, hieß es dort. Alles, was wir im Internet tun, was wir uns schreiben, welche Seiten wir anklicken, was wir uns anschauen etc. wird also ausspioniert und »eine Zeitlang« gespeichert. Eigentlich unvorstellbar! Aber wahr! Daß auch das Mobiltelefon unserer Ex-Kanzlerin nicht davor gefeit ist, haben wir ja vor einigen Jahren erlebt.

Große Firmen »verschwören« sich, indem sie Kartelle bilden, Preise absprechen und uns vorgaukeln, es gäbe einen freien Markt. Autofirmen wollen ihre Autos verkaufen und manipulieren uns mit emotionalen Werbebotschaften, die selten irgendetwas mit dem Auto selbst zu tun hat. Die Verschwörer VW und Audi haben es (mit Hilfe von Bosch) sogar einige Jahre lang geschafft, Milliarden Menschen »gefälschte« Abgaswerte vorzugaukeln.

Die Grünen, die CDU, CSU, SPD, FDP, AfD, etc. sind im Grunde auch »Verschwörungen«. Denn jede Partei folgt ihrem Programm, will Wähler für sich gewinnen und hat einen »geheimen« Plan, wie sich dies am besten umsetzen läßt.

Und wie wäre es ohne die »FIFA-Verschwörung« möglich gewesen, eine Fußball-WM ins Wüstenland Katar zu verkaufen, wo im Sommer 45 Grad im Schatten herrschen, die Menschenrechte nur eine untergeordnete Rolle spielen und die Fans auf der Straße kein Bier trinken dürfen? Die Liste ließe sich unbegrenzt fortsetzen …

Sind wir nicht alle ein bißchen Verschwörer?

Jeder, der seinen Mitmenschen Produkte verkauft, deren »Nebenwirkungen« er verheimlicht, ist im Grunde Teil einer Verschwörung. Jeder, der Kinder »Wahrheiten« lehrt, an die er selbst nicht glaubt, ist Teil einer Verschwörung. Jeder, der sich an völlig unmenschliche und ungerechte Staatsgesetze hält, ist Teil einer Verschwörung. Jeder, der den »gottgegebenen« höheren Gesetzmäßigkeiten zuwiderhandelt, ist Teil einer Verschwörung …

Aber weiß er das? Ist er sich dessen bewußt? Macht er es absichtlich? Oder handelt er einfach entsprechend seines aktuellen Bewußtseinszustandes und seiner Glaubensvorstellungen? Wenn ich mich mit bestimmten Themen niemals befaßt habe, sind sie nicht Teil meines Bewußtseinsfeldes. Ich sehe sie schlichtweg nicht. Und das ist keine »Sünde«, sondern nur die unterschiedliche Wahrnehmungsfähigkeit unterschiedlich orientierter Menschen.

Wer an das Christentum glaubt, dem erscheinen alle christlichen Regeln, Gebote, etc. logisch. Wer als Muslim geboren wurde, hat ein anderes Glaubensmodell. Der Buddhist ebenso. Ist er deshalb ein weniger wertvoller Mensch und ein »Verschwörer« gegen Andersdenkende? Hat nicht jeder Mensch das Recht auf seine individuellen Glaubens- und Wertvorstellungen? Natürlich hat er das! Außer er fügt anderen Menschen damit bewußt Schaden zu! Dann hört der Spaß auf …

Wir können nur das sehen, woran wir glauben!

Ich möchte das Thema »Verschwörungsglaube« – ob Theorie oder nicht – an einem persönlichen Erlebnis festmachen. Und was jeder andere Mensch glaubt, ist seine Privatsache. Denn wir leben alle in einer Art »Realitätstunnel« und sehen nur, wofür wir geöffnet und wozu wir in der Lage sind:

Ich weiß nicht warum, aber im Alter von 18 Jahren (anno 1982) drückte mir ein Mitschüler die »Illuminatus-Trilogy« von Robert Shea und Robert Anton Wilson in die Hand. Ich fand die Bücher, die über »konspirative Geheimorganisationen« berichten, spannend, aber ebenso real wie den Filmhelden James Bond, der gegen die »bösen Russen« kämpft.

Dann kam kurz darauf ein Theologiestudent auf mich zu, der mir einen Sektenführer schenkte. Den solle ich lesen, meinte er. Vor allem das Thema Geheimbünde. Warum?, fragte ich mich. Was geht mich das an?

Ich habe trotzdem darin gelesen – und jetzt kommt der entscheidende Faktor: Hätte ich es nicht getan, dann würden mir viele Ereignisse der Jetztzeit sicher anders erscheinen. Denn dort stand geschrieben, im Jahre 1982:

Es gäbe einen »konspirativen«, von Hintergrundmächten (Freimaurern, Illuminaten, etc.) vorangetriebenen Zukunftsplan, der vorsieht – in Kurzform: die Geschlechter abzuschaffen, die Familien aufzulösen, die Welt komplett zu »globalisieren«, eine Welteinheitsregierung einzusetzen, dazu eine (gottlose) Welteinheitsreligion zu etablieren, mit einer (digitalen?) Welteinheitswährung und ferngesteuerten Menschen, die nicht mehr wissen, daß sie geistige Wesen sind. Die »gechipt« und »zwangsgeimpft«, und rund um die Uhr von Big Brother überwacht, ein seelenloses Dasein fristen … «

Jetzt machen wir einen kurzen Stopp! Und atmen tief durch!

Ich habe nicht gesagt, daß diese Zukunftsvisionen in irgendeiner Form »wahr« sind. Für mich war das damals alles Science-Fiction. Als ich diese Bücher 1982 gelesen habe, dachte ich noch: So ein Unsinn! Die Welt ist klar aufgeteilt! Es gibt den guten Westen und die böse UdSSR, mit all ihren Teilrepubliken. China war ein kommunistisches Entwicklungsland. Jeder Staat hatte seine eigene Währung. Welteinheitsreligion? Lächerlich! Der Islam war gerade dabei, die Milliarden(gläubigen)grenze zu überschreiten. Totalüberwachung? Wie sollte das gehen? Es gab kein Internet, keine Mobiltelefone, keine Navigationssysteme. Wir lebten noch in Familien mit einem Vater und einer Mutter. Kinder saßen noch nicht 10 Stunden am Tag vor einem gehirnegleichschaltenden Bildschirmprogramm, sondern haben miteinander Fußball oder Cowboys und Indianer gespielt.

Und dann geschah – im Zeitraffer: Perestroika, Mauerfall, Wiedervereinigung, EU als Europaregierung, Internet, fortschreitende Globalisierung, 11. September, die »Zwangseinführung« des Euro, Finanzkrise, Bankenrettung, Genderdiskussionen, geplante Bargeldabschaffung, und 2020 »Corona«: mit der Androhung von Zwangsimpfung und implantiertem Mikrochip, um noch reisen oder bestimme Berufe ausüben zu dürfen. Dazu Wissenschaft und Big Pharma als neue »Weltreligion«, gesteuert von einer »allmächtigen« WHO.

Wer sich mit diesen Themen nie auseinandergesetzt hat, dem erscheinen all diese Ereignisse wie aneinandergereihte Zufälle. Für jemand, der vor 40 Jahren bereits über diese Dinge gelesen hat, dem erscheinen sie als »geplante Verschwörung«. Wer hat recht? Vielleicht niemand! Vielleicht entwickeln sich unnatürliche Dinge immer in dieselbe unnatürliche Richtung. Vielleicht schreibt sich das Drehbuch von selbst, wenn wir als Gemeinschaft in ein System eintreten, in eine künstliche Matrix, die fast zwangsläufig dieselben Folgen produziert. Und der Materialismus ist so ein System.

Genau wie in jeder Eizelle bereits der komplette Bauplan des Menschen enthalten ist, in jedem Samen die komplette Pflanze – haben vielleicht auch »Systeme« eine Art vorhersehbare Zukunft. Nicht umsonst ist in alten spirituellen Schriften oft das bildhaft beschrieben, was dann Jahrtausende später eintritt.

Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis

Ein Bekannter sagte kürzlich: »Was die einen für Verschwörung halten, ist vielleicht nur der Zeitgeist. Die nächste Generation findet einen ins eigene Gehirn implantierten Mikrochip vielleicht gar nicht mehr unnatürlich. Auch das Bestellen bei Amazon ist doch bequemer als der Streß beim Einkaufen. Selbst »Alexa« als Gesprächspartnerin oder nur noch virtuelle Beziehungen haben ja auch ihre Vorteile – denn menschlicher Kontakt ist ja oft sehr anstrengend.«

Kurz dachte ich: Was für ein Irrer! Denn mein Verstand nimmt die Welt völlig anders wahr. Dann habe ich den Widerstand losgelassen und mir gedacht: So ist es vielleicht tatsächlich. Zumindest für einen Teil der Menschen.

Ob ich in solch einer Welt (noch) leben möchte, ist eine andere Geschichte. Also ist es meine Pflicht, dabei mitzuwirken, daß es so nicht kommt – zumindest nicht für mich und für die Menschen, die sich eine natürliche Welt wünschen. Alle anderen dürfen diesen Weg gerne gehen. Jeder ist seines Glückes und Unglückes Schmied. Solange er seinen Mitmenschen seine Vorstellungen nicht konspirativ und mit Gewalt »aufzwingt«, ist jeder Mensch frei! Oder um es philosophisch auszudrücken: In der Ewigkeit wird noch so manches geschehen, das uns staunen, verzweifeln und dazulernen läßt. Denn letztlich ist alles Vergängliche nur ein Gleichnis. Und jeder erlebt das Leben anders, ganz nach seiner Art.

Es bleibt zu hoffen, daß der »liebe Gott« nicht in zweitausend Jahren mal wieder hier vorbeischaut und wir immer noch im geistlosen Materialismus gefangen sind. Denn dann wird er wahrscheinlich den Kopf schütteln und sich sagen: »Ich habe ihnen den freien Willen gegeben. Ob das so eine gute Idee war?!«


Autor
Michael Hoppe

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