Aus der Welt der Polarität – Brauchen wir das Böse, um das Gute erkennen zu können?


von Michael Hoppe

Liebe Mitmenschen, in dieser NATURSCHECK-Ausgabe möchte ich mich einigen Fragen widmen, die mich schon lange beschäftigen: Brauchen wir tatsächlich das Böse (das Dunkel), um das Gute (das Licht) erkennen zu können? Müssen wir schweres Leid erleben und ertragen, um die glücklichen Zeiten schätzen zu lernen? Ist uns Gottes Hilfe wirklich nur dann am nächsten, wenn die Not am größten ist? Oder sind diese Glaubensvorstellungen nur ein paar von Mephistos miesen Tricks, um uns alle an der Nase herumzuführen? Echte Antworten finden wir wohl nur, wenn wir zurück zu den Anfängen gehen – als der vermaledeite Verstandesapfel noch unangebissen am Paradies-Baume hing.

Da in der Welt der Polarität alle Werte, Dinge und Ereignisse (mindestens) zwei Seiten haben, möchten wir auch in dieser Ausgabe wieder versuchen, mehrdimensional zu berichten. Denn was nützt es, nur Teilaspekte des Ganzen zu betrachten und auf dem anderen Auge blind zu bleiben?

Dieser Artikel erhebt keinesfalls den Anspruch, ein vollständiges Gesamtbild zu vermitteln oder gar eine »alternativlose Wahrheit« zu sein. Er wirft nur einen persönlichen und damit subjektiven Blick auf das aktuelle Geschehen. Oder sagen wir besser: auf einzelne Facetten davon! Denn es ist schlichtweg unmöglich, das große Ganze zu »durchschauen« – dafür ist das Geschehen zu komplex und zu dynamisch. Spüren Sie selbst, ob das Beschriebene für Sie »wahr« ist oder nicht – und handeln Sie entsprechend!


Hätte alles anders kommen können?

Kürzlich lächelte mich eine lustige Karikatur an. Sie zeigt Adam und Eva im Paradiesgarten, nur mit einem Feigenblatt bekleidet. Neben ihnen der Baum mit dem verhängnisvollen Apfel und die Schlange als Symbol für den »luziferischen Versucher«. Adam sagt zu Eva: »Eva, vergiß den Apfel, und laß uns lecker grillen und die Schlange essen.« Eva entgegnet schnippisch: »Bin Vegetarierin!« Und so hat die Schlange bekanntlich bis heute überlebt.

Natürlich soll das nicht heißen, daß die Frauen oder gar die Vegetarier »an allem schuld sind«. Oder daß man zwei unbewußten und unreifen Ur-Menschlein das Schicksal unserer gesamten Spezies aufbürden kann. Das Bild vom verbotenen Apfel und der Vertreibung aus dem Paradies symbolisiert etwas ganz anderes: Es beschreibt den Moment (heute fast der »Normalzustand«), an welchem wir nicht der Intuition, also der inneren Geistesstimme folgen, sondern uns von der lichtblinden Verstandesschlange in die Irre führen lassen. Die Verbindung zu unserer höheren Führung kommt uns dadurch abhanden. Und schwups, fliegen wir aus dem paradiesischen Zustand des Getragen- und Geborgenseins – bis wir wieder zu uns selbst finden.

Doch bevor wir uns der Rückkehr in unsere verlorene Heimat widmen, werfen wir einen Blick auf die Gegenwart und auf den »Widersacher Gottes«, der unseren Planeten schon seit Jahrtausenden fest im Griff hat.     


Der luziferische Maskenball

Eine alte Jägerweisheit besagt, daß der Teufel sich bisweilen in ein Eichhörnchen verwandelt. »Dr Deifel isch ä Eichhörnle« war einer der Lieblingssätze meines Vaters. Der Grund für diese Mär sind anscheinend die »satanischen« Farben rot und schwarz, in welche sich Eichhörnchen bevorzugt kleiden, und die Tatsache, daß sie sich in »teuflischer Geschwindigkeit« bewegen und daher schwer zu erschießen sind. Während das scheue Nagetier sich einfach seiner Natur entsprechend verhält, interpretiert der Mensch so manches Abergläubische in seine Mitlebewesen hinein. Aber ganz ehrlich – sich den Satan als Eichhörnchen vorzustellen, statt als blutrünstige, rotäugige Bestie, macht die dunkle Seite der Macht doch gleich sehr viel sympathischer, oder nicht?

Überhaupt scheint die Lobby des Bösen durch seine massenmediale Marketingabteilung zunehmend aufgewertet zu werden. Anstatt ihm den Rücken zu kehren und sich mit aller Kraft dem Guten zuzuwenden, werden die Unterschiede zwischen diesen beiden Polen immer mehr verwischt und relativiert. Popstars treten auf der Bühne als gehörnte Höllenfürsten auf, der Beelzebub ziert Bürowände, die Karneval-Teufelsfratze feiert Hochkonjunktur, und völlig unverblümt werden uns satanische Rituale als Zeitgeist verkauft.

Selbst kluge Menschen behaupten heute, daß wir das Dunkel sogar brauchen, um das Licht überhaupt erkennen zu können. Daß es also zwingend notwendig ist, es am Leben zu erhalten, die Scheu vor ihm abzulegen und es in unser Dasein zu integrieren. Und uns am besten von morgens bis abends mit all dem Bösen in der Welt zu befassen.

Dem »Herrn der Finsternis« ist das gerade recht. Er liebt Publicity aller Art. Von ihm stammt auch der berühmte Medien-Satz: »Bad News are Good News.« Als kluger Kopf weiß er, daß alles wächst, worauf wir uns konzentrieren. Die aktuelle Medienlandschaft ist ihm komplett verfallen und betet ihn geradezu an. Worüber er sich natürlich sehr freut. Denn seit Jahrtausenden bemüht er sich, die Rolle Gottes einzunehmen und sich durch leichtgläubige Menschen verehren zu lassen. Dazu trägt er vielerlei Masken und gaukelt uns seine Scheinwahrheiten vor. William Shakespeare drückte es einst so aus: »Um sein Ziel zu erreichen, zitiert selbst der Teufel aus der Bibel.« Oder er schreibt sie einfach um!

Man nehme nur das »Vater unser«, das unzählige Gläubige tagtäglich beten, ohne sich an einer Zeile zu stören, die in völligem Widerspruch zum christlichen Gottesbild steht. Heißt es doch dort, an Gott gerichtet: »Und führe mich nicht in Versuchung!« Seit wann führt der Schöpfer die Menschen in Versuchung? Ist das nicht die leidvolle Kernkompetenz Satans, dessen Aufdringlichkeit Christus einst mit den Worten abgewehrt hat: »Weiche von mir, Versucher!«

In der korrekten Übersetzung müßte die Gebetszeile heißen: »Laß mich nicht in Versuchung/Anfechtung fallen!« Also: Steh mir bei, wenn es brenzlig wird, und führe mich durch die täglichen Gefahren. Denn ver-führt, ver-sucht und aufs Glatteis ge-führt werden wir ja nicht durch Gott, sondern durch den luziferischen Gegenpol, in all seinen Erscheinungsformen. Auch wenn der natürlich etwas anderes behauptet.


Pokert Gott um unsere Seelen?

Apropos Gegenpol! Daß die dunkle Seite der Macht ein echtes Chamäleon ist und viele Gesichter hat, zeigt schon die Vielfältigkeit ihrer Namen: Ob gefallener Erzengel Luzifer, gehörnter, furchteinflößender Satan, verschlagener, schwarzgekleideter Teufel oder lebenskluger, aber irreführender Mephisto – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. 

Vor allem Mephisto hat es in Sachen Berühmtheit sehr weit gebracht, hat ihm Johann Wolfgang von Goethe in seinem Zweiteiler »Faust« doch ein echtes Denkmal gesetzt. Ein kluger Mann schrieb kürzlich: »Neben dem Langweiler Dr. Faust ist das Multitalent Mephisto der eigentliche Star der goetheschen Tragödie.« Dem kann man nur zustimmen. Während der intellektuelle Homunculus Faust dauerdepressiv und – gefangen in seinem Verstand – in seinem Studierzimmer dahinvegetiert, ist Mephisto ein echter Lebemann. Zudem hat er hervorragende Beziehungen. Selbst der liebe Gott gewährt ihm Einlaß und diskutiert mit ihm über die wankelmütigen Erdbewohner. Im »Prolog im Himmel« kommt es gar zu einer fragwürdigen Wette um die Seele des Menschen Faust. Hier der Originalton:

Mephisto:
… Von Sonn’ und Welten weiß ich nichts zu sagen,
Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen.
Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,
Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.
Ein wenig besser würd´ er leben,
Hättst Du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;
Er nennt’s Vernunft und braucht’s allein,
Nur tierischer als jedes Tier zu sein. (-)

Der Herr:
Hast du mir weiter nichts zu sagen?
Kommst du nur immer anzuklagen?
Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?

Mephisto:
Nein, Herr!, ich find es dort, wie immer, herzlich schlecht.
Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen,
Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen.

Der Herr:
Kennst du den Faust?

Mephisto:
Den Doktor?

Der Herr:
Meinen Knecht!

Mephisto:
Fürwahr!, er dient Euch auf besondre Weise.
Nicht irdisch ist des Toren Trank noch Speise.
Ihn treibt die Gärung in die Ferne,
Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt;
Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne
Und von der Erde jede höchste Lust,
Und alle Näh und alle Ferne
Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust.

Der Herr:
Wenn er mir auch nur verworren dient,
So werd ich ihn bald in die Klarheit führen.
Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt,
Daß Blüt und Frucht die künft’gen Jahre zieren.

Mephisto:
Was wettet Ihr? Den sollt Ihr noch verlieren!
Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt,
Ihn meine Straße sacht zu führen.

Der Herr:
Solang er auf der Erde lebt,
So lange sei dir’s nicht verboten,
Es irrt der Mensch, solang er strebt …

Mephisto:
Da dank ich Euch; denn mit den Toten
Hab ich mich niemals gern befangen.
Am meisten lieb ich mir die vollen, frischen Wangen.
Für einem Leichnam bin ich nicht zu Haus;
Mir geht es wie der Katze mit der Maus.

Der Herr:
Nun gut, es sei dir überlassen!
Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab,
Und führ ihn, kannst du ihn erfassen,
Auf deinem Wege mit herab,
Und steh beschämt, wenn du bekennen mußt:
Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange,
Ist sich des rechten Weges wohl bewußt.

 

Die Qual der Wahl

Gott wettet um die Seele eines Menschen? Ist mit dem Teufel auf du und du? Empfängt ihn gar im Himmelreich? Johann Wolfgang von Goethe mußte aus Kirchenkreisen sehr viel verbale Prügel einstecken für seine »ketzerischen« Äußerungen. Zudem ist der »Tragödie erster Teil« beileibe keine frohe, hoffnungsvolle Botschaft. Denn Mephisto leistet ganze Arbeit und führt sowohl Faust als auch die anderen Tragödiengestalten schrittweise und unausweichlich in den Abgrund. Happyend? Fehlanzeige! Hat der Schöpfer also die Wette verloren?

Anscheinend soll es Friedrich Schiller gewesen sein, der Goethe dazu animierte, die unvollendete Geschichte weiterzuschreiben. Denn Faust lebte ja noch, war dem Teufel also nicht in die Hölle gefolgt. Bis Goethe sich schließlich dazu entschloß, verging eine lange Zeit. Den »Faust 2« stellte er fast 60 Jahre nach dem ersten Teil fertig und ließ ihn erst posthum veröffentlichen.

Doch wer nun gehofft hatte, daß die Fortsetzung optimistischer und weniger tragisch verlaufen würde, sah sich getäuscht. Geführt durch Mephisto, durchwandert Dr. Faust sowohl irdische als auch jenseitige Welten. Eine Tragödie reiht sich an die andere. Wo immer der Teufel seine Hand im Spiel hat, kommt nichts Gutes dabei heraus. Und die Moral von der Geschicht´: Der zwar gebildete, aber »geistesblinde« Intellektuelle tritt in unzählige Fettnäpfchen und erkennt erst kurz vor seinem Tod, daß er nur dann auf Erden glücklich werden kann, wenn es Mephisto nicht mehr gibt. Diese späte Erkenntnis rettet ihn vor der Hölle. Und das tragische Schicksal dieses Vergänglichen wird uns allen zum Gleichnis. Schlußakkord!

Nun könnte man sagen: Dann hatte die Geschichte ja auch etwas Gutes. Und die vielen Opfer waren nicht umsonst. Womit wir wieder bei der Ursprungsfrage wären: Brauchen wir das Böse, das Leidvolle, das Tragische, um das Gute, das Schöne, das Wahre erkennen zu können? Müssen wir die Hölle durchwandern, um den Himmel schätzen zu lernen? Oder anders gefragt: Hat der Schöpfer Mephisto erschaffen, um uns in ein Verstandeslabyrinth zu sperren, aus dem wir uns dann – im Schweiße unseres Angesichts – heroisch herauskämpfen müssen?

Bevor wir uns der Beantwortung dieser Fragen widmen, möchte ich hier einen Angela-Merkel-Witz einfügen, den ich kürzlich gehört habe und der eine ähnliche Situation beschreibt, wie sie auch Goethes Faust durchlebte. (Merkel-Fans mögen mir diesen Witz verzeihen. Er ist nicht persönlich gemeint – man könnte auch jeden anderen Politiker-Namen einsetzen!):

»Angela Merkel verläßt eines Tages ihre irdische Hülle, betritt im Seelengewande das Jenseits und wird dort von einem Engel empfangen. Der Engel begrüßt sie freundlich und sagt ihr, daß sie selbst entscheiden dürfe, wo sie die Ewigkeit verbringen möchte: im Himmel oder in der Hölle. Sie hat die Wahl.

Da Angela Merkel ja bekanntlich nicht auf den Kopf gefallen ist, möchte sie zuerst einmal sehen, was sie hier jeweils erwartet. Der Engel führt sie also zum Himmelstor, öffnet es – und was unsere Ex-Kanzlerin zu sehen bekommt, sind lichtdurchflutete Landschaften, paradiesische Gärten, glückselige Menschen, Frieden und Harmonie.

Obwohl ihr der Himmel zusagt, möchte Frau Merkel aber noch die Hölle sehen, ehe sie sich endgültig entscheidet. Der Engel führt sie also zum Höllentor, öffnet es – und die Kulisse ist atemberaubend: Überall Sonne und Meer, Golfplätze und Luxushotels, Reichtum, wohin man blickt, auch sind viele von Angela Merkels Freunden da, es werden Partys gefeiert, und es herrscht eine ausgelassene Stimmung.

Angela Merkel beschließt, eine Nacht über die Sache zu schlafen und dann ihre Wahl zu treffen. Am nächsten Morgen sieht sie den Engel wieder und teilt ihm mit, daß sie sich für die Hölle entschieden hat. Der Engel weist sie noch einmal darauf hin, daß es sich hier um eine endgültige Entscheidung handelt. Für Frau Merkel ist das kein Problem. Sie weiß, was sie will!

Also kehrt man zurück zum Höllentor, der Engel öffnet es – und was ist zu sehen? Finsternis, Pech und Schwefel, zerlumpte und düstere Gestalten, überall lodern Flammen, riecht es nach Unrat, Unglück und Unfrieden – die Hölle eben! Frau Merkel ist entsetzt und fragt den Engel, was das alles zu bedeuten hat? Gestern sah es doch noch ganz anders aus. Und der Engel antwortet: Liebe Frau Merkel, Sie müssen das doch kennen: Gestern war vor der Wahl, heute ist nach der Wahl …«


So, nun zuerst einmal tief durchatmen.

Obwohl dieser Witz natürlich etwas trocken ist, hat er doch einen tiefen Wahrheitsgehalt. Aus der Politik wissen wir, daß Weniges von dem, was man uns vor der Wahl verspricht, nach der Wahl auch eingehalten wird. Zudem wirft das Geschehen die Frage auf, ob der »Engel«, der Angela M. im Jenseits erwartet, nicht einer von Mephistos Handlangern ist? Und ob die Fake-Kulisse, die die Hölle als »himmlisches Luxusresort » zeigt, wie es sich viele für »ihre Ewigkeit« wünschen, nicht ebenfalls von Mephisto erschaffen wurde?

Übertragen auf die Welt, in der wir leben, ist der (un)schöne Schein ja überall zu sehen, zu hören und zu spüren. Man gaukelt uns eine Realität vor, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Vor allem in Medien und Politik sind Fantasiegeschichten an der Tagesordnung. Sinnbildlich ist heute permanent »nach der Wahl«! Die gewählten Figuren sind austauschbar, und selbst eine Neuwahl garantiert keine neue, bessere Welt.

Wie in Goethes Faust dargestellt, hat »der Geist, der stets verneint« unseren Planeten also fest im Griff. Er leitet, lenkt und (ver)führt die Menschen seit Jahrtausenden, und die meisten sind sich dessen gar nicht bewußt. Inzwischen fühlen Mephisto und seine Vasallen sich so sicher, daß sie ihre unnatürlichen Pläne nicht einmal mehr verheimlichen, sondern uns den »Great Reset« als Eingang in das zukünftige »Höllenparadies« schmackhaft machen: »Ihr werdet nichts mehr besitzen, aber glücklich sein. Ihr werdet kontrolliert, überwacht und in 15-Minuten-Städte eingesperrt, aber das ist nur zu eurem Besten. Zudem rettet ihr damit die Welt! Und warum nach dem wahren Paradiese streben, wo doch das »Metaverse« sehr viel leichter zu erreichen ist?! Es lebe der Schein – also wählt! Nehmt die Tür, die weit offensteht! Geht die breite, bequeme Straße! Schaltet euer Gehirn aus, und schluckt die rosarote Pille!«

Während Mephisto weiterhin ganze Arbeit leistet, um seine Wette zu gewinnen, scheint der Schöpfer sich das Ganze in aller Ruhe aus der Ferne anzuschauen … und sich komplett auf uns zu verlassen. Oder um es mit den Worten auszudrücken, die Goethe ihm in den Mund gelegt hat:

Solang er (der Mensch) auf der Erde lebt,
So lange sei dir’s (Mephisto) nicht verboten,
Es irrt der Mensch, solang er strebt …

(-) So führ ihn, kannst du ihn erfassen,
Auf deinem Wege mit herab,
Und steh beschämt, wenn du bekennen mußt:
Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange,
Ist sich des rechten Weges wohl bewußt.

Was für ein unerschütterlicher, göttlicher Optimismus! Was für ein tiefer Glaube an uns und an die Erkenntnisfähigkeit des Menschengeistes! Daß tatsächlich immer mehr Menschen sich des rechten Weges wohl bewußt sind, zeigen vor allem die letzten Jahre. Soviel Mephisto auch trommelt und welche Register er auch zieht, ob er als Eichhörnchen auftritt, als Rockstar oder als Mutter der Nation, er kann nur noch all jene täuschen, die ihre Geistesaugen absichtlich verschlossen halten und ihre innere Stimme bewußt ignorieren. Alle anderen erkennen längst, daß der Schein sich auflöst und das Dunkel seinen Zenit überschritten hat. Aber wie es sich für den Herrn der Finsternis gehört, möchte er so viele seiner Schäflein wie möglich mit sich in den Abgrund reißen. Denn allein ist es in den dunklen Sphären doch ziemlich langweilig. Als echter Teufel braucht man immer ein paar Getreue, die man beherrschen, quälen und piesacken kann. Und anscheinend gibt es genügend Menschen, die – anders als der altersweise Faust – sich gerne dafür zur Verfügung stellen.  
 
Dazu fällt mir eine kurze Anekdote ein: Mitte 2020, als der Corona-Wahnsinn gerade seine unnatürlichsten und unmenschlichsten Blüten trieb und viele Menschen zeigten, wes Ungeistes Kind sie sind, hat Andreas Popp (Partner von Eva Herman) eine interessante Rede gehalten. Dabei sagte er sinngemäß: »All jenen, die gerade ihre Seele an das Dunkel verkaufen, kann ich etwas prophezeien: Das, was das Dunkel euch versprochen hat, werdet ihr … nicht bekommen. Denn das Dunkel wird immer das Dunkel bleiben.«

Sollten diese Worte für den einen oder anderen, weniger spirituell Orientierten auch etwas pathetisch klingen, so entsprechen sie doch meiner persönlichen Weltanschauung. Alles hat seinen Preis! Und das Dunkel bleibt immer das Dunkel! Die Kunst, den Schein hinter dem vermeintlichen Sein zu erkennen, ist der einzige Weg, sich von Mephisto zu lösen.


Rückkehr und Antworten

Fassen wir noch einmal zusammen: Der mehrfach erwähnte Verstandesmensch Dr. Faust ist nicht in der Lage, auf Erden glücklich zu werden. Was aber weniger an Mephisto liegt als an ihm selbst. Es gelingt ihm nicht, seiner inneren Stimme zu lauschen und bewußt im Hier und Jetzt zu leben. Daher wünscht er sich eine Mephisto-freie Welt in der Hoffnung, daß ohne das Böse alles gut wird. Diesen Wunsch können wir ihm leider nicht erfüllen. Noch ist der Ungeist unter uns und treibt sein Unwesen.

Ebensowenig können wie wir der »Letzten Generation« eine Welt herbeizaubern, in der es keinen Klimawandel, keine Naturkatastrophen oder irgendwelche anderen natürlichen Veränderungen gibt.

Wir können auch die Tatsache nicht rückgängig machen, daß die Evolution des Homo Sapiens irgendwann in der fernen Vergangenheit einen schicksalhaften Umweg genommen hat. Während im legendären »Goldenen Zeitalter« die vorzivilisatorische Menschheit noch im Einklang mit der Natur und den Naturgesetzen lebte, sich von den Wesen der Natur und von der inneren Geistesstimme führen ließ, trat irgendwann der Wandel ein. Der erdgebundene Verstand (Baum der Erkenntnis) übernahm die Führung und band den unsterblichen »Freigeist« an die irdische Vergänglichkeit. Man könnte überspitzt sagen: Dies war die Transformation schwereloser, freifliegender Schmetterlinge in träge, am Boden kriechende Raupen.

Wie und wann dies geschah, weiß keiner so genau. Die Hopi-Indianer sprechen in ihren Weissagungen davon, daß wir bereits die fünfte Menschheitsgeneration auf dieser Erde seien. Die vier Generationen vor uns hätten es jeweils geschafft, ihren Lebensraum zu vernichten.

Wann Luzifer – oder wie auch immer man den Ungeist nennen möchte – begonnen hat, sich in unsere Entwicklung einzumischen, uns fehlzuleiten und zu verführen, ist ebenfalls nicht genau dokumentiert. Eines jedoch ist sicher – und das beantwortet auch die Ursprungsfrage: Gebraucht haben wir ihn für unsere Entwicklung nicht! Nicht damals und nicht heute! Wir brauchen keine Gottesparodie, die uns an der Nase herumführt. Wir müssen nicht leiden, um das Glück zu finden. Wir müssen nicht darben, um unsere Nahrung schätzen zu lernen. Wir müssen nicht in Dunkelheit versinken, um uns nach Licht zu sehnen. Daß es derzeit so scheint, ist die Folge unserer seit Jahrtausenden andauernden Odyssee, die sich jetzt dem Ende neigt. Land ist bereits in Sicht. Immer mehr Menschen erwachen. Und das Licht leuchtet wieder in der spirituellen Finsternis. – Mögen wir weise genug sein, es diesmal zu ergreifen.

Daß der Ungeist noch da ist, ist kaum zu bestreiten. Die Welt steht auf dem Kopf, und die Lüge wird allenthalben zur Wahrheit »verkehrt«. Gleichzeitig fallen alten Strukturen haltlos in sich zusammen. Die dunkle Seite der Macht gebärdet sich wie der verrücktgewordene Leiter eines Marionettentheaters. Dabei scheint es ihm ganz besonderen Spaß zu machen, die mißlungensten seiner Holzpuppen aus der Schublade zu holen und als »Könige der Welt« auftreten zu lassen. Und während der eine Teil des Publikums begeistert applaudiert, schalten die anderen die Glotze ab und kümmern sich wieder um ihr Leben. Denn dazu sind wir ja hier: um uns um unser Leben zu kümmern. Um uns weiterzuentwickeln. Um uns vom Ungeist zu befreien und uns zu »entpuppen«, den Raupenpanzer wieder abzuwerfen und unsere Geistesschwingen zu entfalten. Und damit dem Schöpfer unsere Ehre zu erweisen: Vielen Dank, Herr, daß Du immer an uns geglaubt hast. Und dir, Mephisto, gute Reise nach Hause. Und wenn du dort angekommen bist, mach die Tür hinter dir zu, und wirf den Schlüssel weg.     

In diesem Sinne: Möge das Licht der Erkenntnis uns alle erleuchten.


Autor
Michael Hoppe

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