Im Lichte der Wahrheit – Oskar Ernst Bernhardt und seine Gralsbotschaft

von Michael Hoppe

Da die Frage »Was ist Wahrheit?« Kernthema dieser NATURSCHECK-Ausgabe ist, stellen wir hier nochmals einen besonderen Menschen vor, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland und in Österreich lebte und uns das sogenannte »Gralswissen« hinterlassen hat. In seinem Buch »IM LICHTE DER WAHRHEIT – Gralsbotschaft von Abd-ru-shin« gibt der in Bischofswerda geborene Schriftsteller Oskar Ernst Bernhardt einen faszinierenden Einblick in den Aufbau der Schöpfung und den tieferen Sinn unserer Existenz. Und er ruft alle Menschen dazu auf, nur das zu glauben, was wir in uns selbst als wahr empfinden.

Im 18. und 19. Jahrhundert galt Deutschland noch als das Land der Dichter und Denker. Zahlreiche Philosophen, Künstler und andere Freigeister wirkten an einer Erneuerung der Welt, die sich aus dem konfessionellen und politischen »Gewohnheitsglauben« heraus und in ein eigenverantwortliches, vollbewußtes Menschentum hineinentwickeln sollte. Das Ziel war das kollektive geistige Erwachen. 

Nachdem viele Menschen jahrhundertelang alle Eigenverantwortung abgegeben hatten, – ihre Seele an die Kirchen, ihre Gesundheit an die Wissenschaft und ihre Stimme an sogenannte »Volksvertreter« – galt es nun, die alten Gewohnheitsketten zu sprengen und endlich wahrhaft Mensch zu sein. Die Aufbruchstimmung war groß, und überall erhoffte man sich, daß an diesem neuen deutschen Wesen die Welt genesen könnte. 

Im Lichte der Wahrheit

Heute wissen wir, daß alles ganz anders gekommen ist. Anstatt dem Rest der Welt »spirituell« vorauszugehen und den alten Menschen in sich selbst zu überwinden, steht Deutschland als Mahnmal des 20. Jahrhunderts. Selten ist ein berufenes Volk so tief gefallen. Man ist den Ver-»Führern« gefolgt und hat die halbe Welt in Schutt und Asche gelegt, anstatt sie zu erneuern. 

Was jedoch nicht heißen soll, daß die Geschichte hier zu Ende ist. Denn noch immer wirkt das alte Wissen, welches berufene Geister zu jener Zeit auf die Erde gebracht haben. Und noch immer geht von Deutschland eine spirituelle Bewegung aus. Auch wenn diese nur durch einen kleinen Teil der Bevölkerung getragen wird.

Eine Sonderstellung unter den spirituellen Werken der jüngeren Vergangenheit hat ganz sicher die »Gralsbotschaft«. Sie entstand in den Jahren 1923 bis 1938 und enthält insgesamt 168 Vorträge, die der Verfasser Oskar Ernst Bernhardt (18.4.1875 – 6.12.1941) unter dem Pseudonym »Abd-ru-shin« veröffentlicht hat. Er beschreibt darin in klaren und lückenlosen Bildern den Aufbau der Schöpfung bis hinauf in für den Menschengeist unerreichbare Sphären. Woher er dieses Wissen hatte, daran scheiden sich bis heute die Geister. 

Lange vor allen modernen Weisheitslehrern wies »Abd-ru-shin« auf die besondere Macht der Sprache hin, auf die schicksalhafte Wirkung unserer Gedanken und die alles überwindende Kraft der Liebe. Er rief dazu auf, endlich die vollkommenen Natur- und Schöpfungsgesetze zur Grundlage unseres Erdenlebens zu machen und damit eine friedlichere Welt zu erschaffen. Denn nur, wenn wir uns in die göttlichen Gesetze einfügen, anstatt bewußt oder unbewußt gegen sie zu verstoßen, bleiben wir von unschönen Rückwirkungen verschont. 

Die Schöpfungsgesetze

Im Grunde ist das Erlernen der universellen Grundgesetze ganz einfach, denn im Grunde sind sie uns längst bekannt: 

1. Das Gesetz der Wechselwirkung (Karmagesetz), das besagt, daß alles, was wir denken, sprechen oder tun, irgendwann auf uns zurückfällt. Also nichts »zufällig« geschieht, sondern wir immer selbst die Ursache gelegt haben. Auch wenn wir uns vielleicht nicht mehr daran erinnern.

2. Das Gesetz der Anziehung der Gleichart (Resonanzgesetz), das uns vermittelt: So wie wir selbst sind, so sehen wir die Welt. Denn sie spiegelt uns unser eigenes innerstes Wesen. Und wir ziehen das in unser Leben, was mit unserem derzeitigen Zustand in Resonanz ist. Wenn wir also etwas verändern wollen, müssen wir zuerst uns selbst ändern. Denn wir selbst sind die Architekten unseres Schicksals.

3. Das Gesetz der Schwere (Bewußtseinsgesetz), das uns erleben läßt, wie lichte, gute Gedanken unsere Stimmung heben und unseren Horizont erweitern, während schwere, depressive, negative Gedanken uns niederdrücken und unser Bewußtsein einengen – bis wir irgendwann »im Dunkel« versinken und das Licht nicht mehr sehen. Wir tragen also Himmel und Hölle in uns selbst!

Daß diese einfachen Gesetzmäßigkeiten bis heute noch immer nicht berücksichtigt werden, zeigt das globale Geschehen. Wo handeln wir gegenüber unseren Mitmenschen so, wie wir selbst behandelt werden möchten? Wo freuen wir uns für andere, statt »neidisch« zu sein – was mehr Freude in unser eigenes Leben ziehen würde? Wie oft warten wir auf ein »göttliches Wunder«, anstatt selbst die richtigen Samen zu säen? Wie oft reagieren wir negativ und erwarten dennoch ein positives Ergebnis?

Den konditionierten menschlichen Verstand (das Ego) entlarvte Abd-ru-shin als eigentlichen Gegenspieler des Geistes. Der »erdgebundene« Verstand ist nicht in der Lage, über das Irdische hinauszudenken. Er vergleicht, bewertet und verkleinert – und erschafft dabei die Welt nach seinem Ebenbilde neu. Somit sind alle Verstandesmenschen weitestgehend vom geistigen Leben abgeschnitten: Sie glauben nur an das, was sie sehen und lehnen alles andere ab. 

Und doch hat jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit, zu erwachen und sich für das »wahre Leben« zu öffnen. Es liegt also immer an uns selbst.

Der Heilige Gral

Die Gralsbotschaft befaßt sich mit allen Lebensbereichen: Sie zeigt, was den Menschen nach seinem Ableben in jenseitigen Regionen erwartet. Wie wir lernen können, den »Herd unserer Gedanken« reinzuhalten, damit keine destruktiven Ideen mehr in uns aufsteigen. Welche Funktion die wesenhaften Kräfte in der Natur haben. Woher wir selbst stammen, und was die Welt im Innersten zusammenhält. Etc.

Den mythologischen »Heiligen Gral« beschreibt Abd-ru-shin als real existierende Kraftübertragungsstelle, die in höheren Sphären göttliche in geistige Energie umwandelt, um die Schöpfung stets mit neuer Energie zu versorgen. Auch das in der Gralslegende verklärte »ritterlich Männliche« und das »edle, reine, priesterlich Weibliche« wird ausführlich thematisiert. 

Und beim Lesen spürt so mancher Wahrheitssucher ein sehnsuchtsvolles Kribbeln, da etwas in uns angerührt wird, das zwar tief verschüttet, jedoch nicht in uns ausgelöscht ist. Egal, wie wahnsinnig sich die »moderne« Welt um uns herum gerade gebärdet.    

Oskar Ernst Bernhardt

Daß die Gralsbotschaft gerade den etablierten Religionen ein Dorn im Auge war und teilweise noch ist, braucht nicht besonders betont zu werden. Auch heute noch halten viele Glaubensdogmatiker an Vorstellungen fest, die so fern aller erlebten Realität sind, daß Leid und Schmerz vorprogrammiert sind. Noch immer predigt man den Unterschied zwischen den Glaubenskonstrukten, anstatt endlich das Gemeinsame in allen Religionen zu erkennen. Noch immer wird das Schwert gepriesen und nicht die Friedenstaube. Noch immer wird der Opfertod über die »frohe Botschaft« der Befreiung gestellt und das Sühnen und im-Staube-kriechen über die Kunst der Lebensfreude.

Oskar Ernst Bernhardt sah seine Berufung darin, diese alten Vorstellungen und Glaubenssätze aufzulösen – durch die Kraft der Wahrheit! Denn nur die Wahrheit macht uns frei. Und jeder Mensch kann sie in sich selbst spüren, wenn er den Mut hat, sich für sie zu öffnen. 

Die Gralsbotschaft

Inzwischen ist die »Gralsbotschaft« in 17 Sprachen übersetzt und weltweit erhältlich. Doch so wie es Menschen gibt, die sich nach Weiterentwicklung und Erkenntnis sehnen, gibt es natürlich aus solche, die dies »dogmatisch« ablehnen. Darum schrieb Oskar Ernst Bernhardt in seinem Vorwort: »Ich spreche nur zu denen, welche ernsthaft suchen. Sie müssen fähig und gewillt sein, sachlich dieses Sachliche zu prüfen! Religiöse Fanatiker und haltlose Schwärmer mögen ferne davon bleiben (-) Die Botschaft wird nur solche treffen, die noch einen Funken Wahrheit in sich tragen und die Sehnsucht, wirklich Mensch zu sein. 

Manchem Leser mag die verwendete Sprache und der darin schwingende tiefe Ernst überholt erscheinen. Verkörpert der »Gralsgedanke« doch einen sehr hohen ethischen Anspruch! Nicht umsonst standen die historischen »Gralsritter« für edles Menschentum, unerschütterliche Treue und gelebten Gottesdienst – und waren mutige Beschützer der reinen, tugendhaften Weiblichkeit.

Wie weit wir in unserer heutigen Denk- und Lebensweise von diesem Idealbild entfernt sind, kann jeder tagtäglich selbst erleben. Selten war eine Menschheit so ziel- und orientierungslos wie heute! Vielleicht wäre es also an der Zeit, sich wieder mit wahren, zeitlosen Werten zu befassen.

Autor
Michael Hoppe

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