Angeblich soll die Jugend von heute kein Interesse an tiefgründigen Themen haben, sondern ihre Zeit lieber in virtuellen Welten und sozialen Netzwerken verbringen. Die Vorbilder sind junge Influencer, und die Erziehung übernimmt inzwischen die Künstliche Intelligenz, die über das Smartphone das Leben der Jugend bestimmt. Anstatt sich zu bilden, googelt man lieber, denn im Netz findet man immer eine Antwort. Daß diese Antworten oft vorgefiltert sind, ist den wenigsten Jugendlichen bewußt. So werden junge Menschen mangels Lebenserfahrung oft manipuliert und instrumentalisiert. Daß es auch anders geht, zeigt das Beispiel der 17jährigen Bloggerin Mara Flor. Sie befaßt sich mit Bewußtsein und alternativem Verständnis.
Liebe Mara, kannst du uns ein bißchen etwas über deine Person erzählen. Wo lebst du, was sind deine Pläne und Ziele, und womit verbringst du deine Zeit?
Mara: Ich lebe in dem beschaulichen Dorf Ronshausen, das längste Dorf in ganz Hessen. Ich bin von viel Natur umgeben, was mir natürlich einen wunderbaren Ort zum Durchatmen bietet. Dadurch habe ich die Möglichkeit, auch in mich zu gehen und hineinzuhören. Dafür bin ich auch sehr dankbar, denn zur Natürlichkeit, und zur Natur an sich, spüre ich eine sehr innige Verbindung. Ja, Pläne und Ziele habe ich viele und das schon lange. Ich weiß, daß es viele Menschen da draußen gibt, die einiges zu sagen haben. So wie ich auch, und mit diesen Menschen möchte ich in den Austausch kommen. Wir haben so viel zu bieten, und warum sollten wir das dann nicht gemeinsam nutzen? Um ehrlich zu sein, denke ich nämlich, daß wir genau dann etwas bewirken können. Und wenn es auch erstmal nur in uns selber ist. Doch da fängt es an.
Nun, ich schreibe und fotografiere viel für meinen Blog und für mich selber in meiner Gesamtzeit. Es bedeutet für mich, daß ich den Menschen näherkommen kann, jemanden erreichen kann, und wenn es nur einer ist. Dieser Gedanke macht mich nicht nur sehr glücklich, sondern er gibt mir einen Ansporn, es weiterzuführen. Ansonsten bin ich ein sehr vielfältiger und kreativer Mensch. Unter anderem fallen darunter auch intuitives Blankbogenschießen, Kräuterküche und Naturheil-, sowie Pilzkunde, Gärtnern, kreatives Ausüben in Form von Kartengestaltung, Basteln und, und, und…
Es wird ja heute oft behauptet, junge Menschen hätten kein Interesse mehr an Spiritualität und Bewußtseinsthemen. Sie leben in virtuellen Welten, verbringen ihre Zeit in sozialen Netzwerken und konsumieren lieber, statt sich eigene Gedanken zu machen. Wie siehst du das?
Mara: Wenn wir einen Blick auf die Oberfläche werfen, ist es auf jeden Fall zuerst das, was wir sehen können. Das möchte ich auch gar nicht abstreiten, denn ich kenne zur Genüge junge Menschen, die diesem Erscheinungsbild alle Ehre machen. Leider sind Themen wie Spiritualität und Bewußtsein nicht gerade das, was meine Generation bewegt. Oder sagen wir eher mal, einen großen Teil davon nicht. Viele sind mit dem digitalen Sein im Mainstream und den sogenannten sozialen Medien beschäftigt. Das heißt, daß dieses Bild, das in den Medien andere von uns haben, wichtiger ist, als das, was wir von uns selber haben. Das, was im Hier und Jetzt geschieht und nicht vor dem Bildschirm, ist bei vielen zur Nebensache geworden. Viele junge Menschen verlieren sich in diesen virtuellen Welten auf verschiedenste Weise. Dennoch glaube ich einfach, daß es eine Angelegenheit ist, die wir viel zu oft verallgemeinern und das nicht nur in meiner Generation.
Ich sehe aber auch viele Jugendliche und heranwachsende Menschen, die sich im Stillen mit den Themen Bewußtsein und Spiritualität auseinandersetzen. Viele machen ihre stillen Erfahrungen mit einem bewußten oder spirituellen Umgang, was vielleicht auch zuerst unbewußt ist. Ein Problem an all dem ist, daß wir oft be- und verurteilt werden für das, was wir denken und wofür wir einstehen. Und das ist etwas, was jeden von uns betrifft. Wir lassen diese wichtigen Themen und Bezüge fallen, weil wir nicht verurteilt werden wollen. Und gerade in meinem Alter ist man einfach sehr sensibel dafür, weil wir diese Erfahrungen noch nicht oft genug gemacht haben. Es schüchtert uns ein, wenn man ein schlechtes Wort über uns verliert oder uns kritisiert. Genauso wie uns die Medien einschüchtern und Bilder vermitteln, die uns in andere Richtungen lenken. Also um meine Antwort auf die Frage zu geben: ich denke, es gibt doch mehr Jugendliche in meinem Alter, die sich damit befassen. Auf jeden Fall mehr als uns eigentlich bewußt ist, und gerade das sollten wir unterstützen und fördern.
Deine Texte sind sehr tiefgründig und wirken sehr reif. Dabei bist du erst 17 Jahre alt. Wie bist du zum Schreiben gekommen, und was treibt dich an?
Mara: Vielen Dank erstmal dafür. Geschrieben habe ich schon immer viel und sehr gerne. Aber das erste Mal, als ich so richtig darüber nachgedacht habe, was alles sein könnte und das aufs Papier brachte, war ich wohl 12 Jahre alt. Damals hatte mich ein Referendar in der Schule zum Denken angeregt. Er hat unser Nachfragen und Hinterfragen unterstützt, damit war das wohl der erste richtige Kontakt dazu. Vor fast vier Jahren habe ich mich dann dazu entschieden, meinen Blog zu eröffnen, weil mich viele Dinge bewegt haben. Zum einen ist und war es ein Weg, diese Dinge zu verarbeiten. Zum anderen, hat mir mein Blog bei der »Ent-Wicklung« geholfen. Je mehr ich geschrieben und mir die Zeit für das Hinterfragen genommen habe, desto stärker wurden meine Gedanken. Mehr Themen und Ebenen, die mich interessieren und denen ich auf den Grund gehen möchte. Und das ist jetzt noch so. Es ist eigentlich ein Kreislauf, der da in mir herrscht. Oft liegen mir die Gedanken schon parat, und ich tippe oder schreibe einfach drauf los. Das, was gerade in mir vor sich geht oder mich bewegt, und damit entstehen dann meine Texte.
Derzeit machen junge Menschen vor allem beim Thema »Klima« von sich reden. Sie kleben sich auf der Straße fest, legen den Verkehr lahm, beschmutzen Kunstwerke und Ähnliches mehr. Obwohl behauptet wird, daß es sich hier um eine Jugend- und Graswurzelbewegung handelt, stecken dahinter finanzstarke Organisationen, die von der »Klimahysterie« wirtschaftlich profitieren. Wobei man sich zusätzlich die Frage stellen könnte, welchen Einfluß ein deutsches Auto auf das Weltklima hat. Die jungen Aktivisten werden also ausgebildet und finanziert. Es sieht dabei so aus, als würde hier die oft noch unerfahrene Jugend von bestimmten Lobbyorganisationen instrumentalisiert. Wie siehst du diese Entwicklung?
Mara: Ich denke auf jeden Fall, daß das hier gewollt ist. Gerade die Jugend macht sich hiermit zum Ziel. Allerdings glaube ich, daß viele den Unterschied zwischen Naturschutz und Klimaschutz nicht verstehen. Dadurch entsteht wohl eine Verwechslungsgefahr. Hierbei spielt sicherlich auch das Geld eine Rolle, denn oft – viel zu oft – jagen wir diesem hinterher.
Natürlich kann man junge und unerfahrene Menschen damit schnell beeinflussen und erkaufen. Dafür liegt nämlich der Fokus viel zu stark auf dem Materiellen. Nur ich glaube auch, daß vielen jungen Menschen da draußen gar nicht bewußt ist, welche Ausmaße das annehmen kann und in welcher Verbindung sie zueinander stehen. Jemand, der sich wirklich für die Natur interessiert und einsetzt, braucht keinen Kaugummi in das Feld zu spucken oder Masken im Gebüsch fallen lassen, wenn er gleichermaßen behauptet, daß er sich für das Klima einsetzen möchte. Das sollte man auf jeden Fall hinterfragen. Natur und Klima sind sicherlich nicht vergleichbar, und doch wird es miteinander verglichen. Das ist wohl einer der Punkte, warum junge Menschen dem verfallen und sich für diese Zwecke benutzen lassen.
Wie müßte in deinen Augen eine Welt aussehen, in der es sich zu leben lohnt?
Mara: Eine sehr schwierige Frage. Jeder von uns nimmt die Welt, unsere Erde hier, anders wahr. Wir leben alle anders, fühlen anders, denken anders und vieles mehr. Und der erste Gedanke, der uns in den Kopf kommt, wenn wir an diese Welt denken, ist das äußere Erscheinungsbild, welches uns umgibt. Das, was da draußen geschieht und was nicht. Unser Alltag und Heim, etwas, was wir täglich wahrnehmen. Aber eine Welt, in der es sich zu leben lohnt, ist eine Welt, in der jeder von uns es so sehen sollte, daß es sich zu leben lohnt. Bevor wir in die Gedanken abtauchen, daß alle anderen alles gut machen müssen, damit es sich lohnt hier zu leben, sollten wir uns klar machen, daß wir diejenigen sind, bei denen es anfängt. Bei jedem für sich im Inneren. Wenn ich es lebenswert auf dieser Welt finden möchte, dann sollte ich damit beginnen zu sehen, daß ich es wert bin zu leben. Diesen Gedanken kann jeder für sich nachgehen und sich dann die Frage beantworten, ob es sich dann lohnt auf dieser Welt oder Erde zu leben.
Wo siehst du dich selbst in 10 Jahren?
Mara: Ehrlich gesagt, kann ich das nicht so leicht beantworten. Es herrscht im Moment so viel Unwissenheit, daß ich gar nichts planen möchte. Ich kann allerdings sehr wohl sagen, daß ich mich nicht karriereorientiert in irgendeinem beliebigen Beruf sehe, der mich nicht erfüllt. Das Einzige, was ich mir sehnlichst wünsche, ist, daß ich glücklich sein werde. Was sich bis dahin alles ergibt und auf mich zukommen wird, ist etwas, was ich mir dann beantworten kann, wenn ich diesen Weg gehe. Vielleicht ist das hier der erste Schritt dahin, aber es werden sicherlich noch viele Dinge auf mich warten.
Zum Abschluß: Was hat es mit dem Namen Mara Flor auf sich? Ist das eine Art Künstlername?
Mara: Mara war ein Name, den ich schon immer sehr gern mochte. Theoretisch ist er auch eine Abkürzung für meinen richtigen Namen: Mariam El Ouardani. Allerdings kam »Mara« damals auch in Frage, als meine Mutter wieder schwanger wurde und es noch nicht feststand, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden sollte. Damit stand er für mich auch für etwas Neues und Unerwartetes, was da auf mich wartete. »Flor« hingegen ist ein Kürzel für »Blume« oder »Blüte«. Das habe ich schon immer als Symbol für den Frühling gesehen, eine wunderbare Zeit der Lebenskraft und des Neubeginns. Also ja, in meinem Pseudonym steckt auch eine Botschaft.
Liebe Mara, herzlichen Dank für das interessante Gespräch und deine inspirierende Arbeit. Wir wünschen dir, daß du in dem, was du im Hier und Jetzt und natürlich auch in der Zukunft an Kreativem umsetzen wirst, das erhoffte Glück findest.
Das Interview führte:
Pedro Kraft
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