Lachen muß man nicht lernen! – Interview mit der LachBotschafterin Susanne Klaus

von Michael Hoppe

Daß Lachen gesund ist, hat die Wissenschaft schon seit längerem erkannt. Dennoch fällt es vielen Menschen noch immer schwer, ohne einen bestimmten Anlaß zu lachen. Sind Lachen und positive Emotionen in Krisenzeiten nicht sogar vermessen? Wenn Angst und Unsicherheit weit verbreitet sind und die Menschen unter starkem Streß stehen? Wer täglich Zeitung liest oder sich die Nachrichten ansieht, dem kann das Lachen auch schnell einmal vergehen. Susanne Klaus wurde 2004 vom Lachvirus infiziert, 2005 gründete sie die Stuttgarter Lachschule. Heute ist sie Lachyoga Mastertrainerin und LachBotschafterin und gibt ihre Begeisterung an viele Menschen weiter.

Liebe Susanne Klaus, Sie sind die Gründerin der Stuttgarter Lachschule. Muß man Lachen wirklich lernen?

Susanne Klaus: Nein, Lachen muß man natürlich nicht lernen. Jeder Mensch kann lachen und liebt es. Insbesondere in Zeiten, wenn es uns gut geht, lachen wir alle gerne. Doch was ist, wenn es uns einmal nicht so gut geht? Wenn Sorgen und Unsicherheit weit verbreitet sind. Die Gedanken verrückt spielen oder unser Körper ein Leiden hat? Gerade in den Momenten ist Lachen für Körper, Geist und Seele besonders hilfreich und äußerst gesund.

Wenn Sie zurückdenken, als Kind haben wir alle ohne Grund gelacht. Als Erwachsene brauchen wir einen triftigen Grund zum Lachen. Auch können wir uns bei Kindern abschauen, wie schnell sie von Traurigkeit, Ärger und Wut in Lachen und Freude übergehen können.

Mit den Lachyoga-Übungen und dem regelmäßigen Lachen in einer Gruppe trainieren wir, dem Lachen und den damit stärkenden positiven Emotionen wieder mehr Raum in unserem Leben zu geben. Egal, ob es gerade etwas zum Lachen gibt oder auch nicht. Die gesundheitlichen Auswirkungen und Vorteile sind enorm. Das Schöne beim Lachyoga ist, daß wir nicht humorvoll oder lustig und witzig sein müssen. Es geht allein darum, den Körper etwas Gutes zu tun.

Auch Sie waren nicht immer Lachtrainerin. Wie kamen Sie zum Lachyoga?

Susanne Klaus: Ich habe Lachyoga in einer für mich eher stressigen Zeit kennengelernt. Ich bin Betriebswirtin und war in einem Unternehmen als Managerin tätig. Zum Ausgleich wollte ich einen Yoga Kurs besuchen und habe Lachyoga entdeckt. Das war 2004, also vor 19 Jahren. Anfangs bin ich mit gemischten Gefühlen zu diesem Kurs gegangen. Doch nach der Lachyoga-Stunde war ich überzeugt! Der Lachvirus ist übergesprungen.

Weil ich in unserer Umgebung kein Angebot zu regelmäßigen Lachyoga-Trainings gefunden habe, bin ich schnell selber aktiv geworden. Ich besuchte einige Lachyoga-Kurse und machte eine Ausbildung. Im Mai 2005 gründete ich dann die Stuttgarter Lachschule. Heute bin ich hauptberuflich mit dem Thema Lachen und positive Emotionen über die Landesgrenzen hinaus unterwegs. Ich gebe Kurse und Seminare für die verschiedensten Gruppen. Auch der Unternehmensbereich hat es mir angetan. Mit Vorliebe bilde ich zudem Lachyoga-Leiter/innen und -Lehrer/innen aus. Und das Schöne ist, meinen Beruf als Betriebswirtin habe ich noch nie vermißt. 

Wie ist Lachyoga eigentlich entstanden?

Susanne Klaus: Ein Arzt aus Indien, Dr. Madan Kataria, hat im März 1995 mit dem Lachyoga in einem Park begonnen. Er war von den positiven gesundheitlichen Auswirkungen des Lachens überzeugt. Anfangs wurden Witze erzählt. Als diese jedoch ausgegangen waren, hat er sich was Neues überlegt. Da der Körper nicht zwischen einem gespielten und einem echten Lachen unterscheiden kann, hat er einfache Übungen entwickelt und diese mit einem Lachen verbunden. Heute wird diese Art des Yoga in über 100 Ländern auf der Erde praktiziert.

Wie muß man sich das in der Praxis vorstellen? Was passiert in einer Lachyoga-Stunde?

Susanne Klaus: Wir treffen uns in Gruppen und machen gemeinsame pantomimische Übungen, die mit Augenkontakt und Lachen einhergehen. Das Ganze wird verbunden mit rhythmischen Klatsch-Übungen und Atemübungen aus dem Yoga. Das kann wirklich jeder. Anfangs sind die Übungen vielleicht für unseren Verstand ein wenig irritierend, da das Lachen zu Beginn etwas gespielt wirkt. Doch das ist nur unser Verstand. Der Körper kann nicht zwischen einem gespielten und einem echten Lachen unterscheiden.

Inzwischen erkennt ja auch die Wissenschaft, daß Lachen gesundheitsfördernd ist. Was passiert im Körper beim Lachen?

Susanne Klaus: Lachen setzt in unserem Gehirn die sogenannten Glückshormone, die Endorphine frei. Und dies geschieht allein schon dadurch, daß wir unsere Mundwinkel und Muskeln im Gesicht bewegen. Zudem stärkt Lachen nachgewiesen das körpereigene Immunsystem und reduziert Streßhormone. Die Atmung wird aktiviert, und es kommt zu einer vermehrten Aufnahme von Sauerstoff.

Das ganze Herz-Kreislauf-System wird in nur 10 Minuten so intensiv trainiert, als würden wir eine halbe Stunde joggen gehen. Das Schmerzempfinden wird gedämpft, denn der Körper schüttet beim Lachen schmerzstillende Stoffe aus. Der Blutdruck wird gesenkt. Die Selbstheilungskräfte im Körper werden aktiviert. Wir fühlen uns wohl!

Auch ist die starke soziale Komponente des Lachens nicht zu unterschätzen. Lachen und Lächeln verbindet Menschen untereinander. Und das ist für unsere Seele und unser Wohlbefinden ein durchaus überlebenswichtiger Aspekt.
Inzwischen gibt es auch einige Studien und Forschung dazu, wie hilfreich Lachyoga für die psychische Gesundheit ist. Studien zu Lachyoga zum Beispiel mit Menschen mit Depressionen, mit Ängsten, mit Burnout oder mit chronischen Schmerzen zeigen, daß bei regelmäßigen Lachinterventionen signifikante positive Effekte auf die psychische Gesundheit wie auf die körperliche Gesundheit zu beobachten sind. 

Haben Sie dann in Zeiten wie diesen, in denen viele Menschen sich Sorgen um die Zukunft machen, Depressionen und andere Krankheiten an der Tagesordnung sind, eigentlich Hochkonjunktur? Kann Lachen hier helfen?

Susanne Klaus: Nachdem in den aktuellen Zeiten die Nervensysteme überaus stark beansprucht sind und enorm viele Streßfaktoren auf unsere Körper mental, physisch und psychisch einwirken, erleben wir tatsächlich einen immer größeren Zulauf beim Lachyoga. Immerhin ist uns das Lachen ja sozusagen in die Wiege gelegt worden. Darauf besinnen sich gerade viele Menschen und probieren es aus.

Tatsächlich habe ich selber zu Beginn des ersten Lockdowns am 23. März 2020 jeden Morgen um 9.00 Uhr für alle Menschen über Zoom kostenfrei 20 Minuten Lachyoga in das Programm mit aufgenommen. Jeden Morgen waren 30 – 35 Mitlacher/innen mit am Start. Von vielen Menschen habe ich die Rückmeldung erhalten, daß diese 20 Minuten Lachen am Morgen sie durch die Zeit getragen haben. Nachdem die Nachfrage nach diesen 20 Minuten Lachen am Morgen weiter zugenommen hat, sind wir inzwischen ein 25ig-köpfiges Trainerteam, daß gemeinsam 365 Tage im Jahr, jeden Morgen, Montag-Sonntag und auch an den Feiertagen gemeinsam dieses Training anbieten. Und die Nachfrage steigt weiter. Jeden Morgen begrüßen wir 60 – 70 Teilnehmer/innen in unserem virtuellen Zoom-Raum. Das hätte ich vor drei Jahren nie gedacht.

Wie kann ich mir die 20 Minuten Lachen am Morgen vorstellen? Kann jeder mitmachen?

Susanne Klaus: Ja, jeder kann mit dabei sein. Auch ohne Vorkenntnisse. Eine Bereitschaft, grundloses Lachen mit einfachen pantomimischen Übungen einmal ausprobieren zu wollen, sollte vorhanden sein. Den Verstand muß man anfangs vielleicht einmal in den Urlaub schicken. Doch führen wir die Teilnehmer/innen auch mit Vorübungen zu den Lachübungen hin. Wir starten mit einer Übung für die Beweglichkeit, den acht Bewegungen der Wirbelsäule. Darauf folgt eine einfache, rhythmische und belebende Körperübung, bevor wir mit den Lachübungen starten. Am Schluß laden wir dann noch zu einer kleinen Abschlußentspannung ein. Ein perfekter Start in den Tag. Alle Übungen können im Sitzen oder Stehen mitgemacht werden.

Was ist, wenn ich am Morgen keine Zeit habe?

Susanne Klaus: Für all diejenigen, die am Morgen nicht dabei sein können, haben wir an drei Abenden (Dienstag, Mittwoch und Freitag) um 19.30 Uhr ebenfalls 20 Minuten Lachen in das Angebot mit aufgenommen. Auch hier kann jeder kostenfrei mit dabei sein. Zudem gibt es inzwischen in allen großen, aber auch in vielen kleineren Städten ein Angebot, das man persönlich und vor Ort einfach besuchen kann.

Und ein ebenfalls besonders niederschwelliges Lach-Angebot ist das Lachtelefon. Es ist ein ehrenamtliches Angebot, bei dem von 9.00 bis 21.00 Uhr unter der Nummer 02131-7734152 angerufen werden kann und einige Minuten mit Lachprofis gelacht wird. Entstanden ist dies ebenfalls am 23. März 2020 und somit der Zwilling vom »Lachen am Morgen«. 

Wie oft sollte man am Tag lachen oder Lachyoga praktizieren?

Susanne Klaus: Wenn wir täglich 10-15 Minuten am Stück lachen, sind wir für die Herausforderungen im Leben bestens gerüstet. Um von den gesundheitlichen Vorteilen des Lachyoga zu profitieren, sollte man tatsächlich einmal in der Woche Lachyoga ausüben.

Da Lachen eine angeborene Fähigkeit ist, stellt sich mir die Frage: Muß man sich dazu wirklich in Gruppen zusammenfinden?

Susanne Klaus: Natürlich geht das Lachen auch alleine. Nur ist es oftmals einfacher, die Übungen in einer Gruppe zu machen. Wie gesagt, wenn es uns gut geht, lachen wir alle gerne. Aber wenn es uns einmal nicht so gut geht, dann ist es mitunter etwas schwieriger, ganz alleine den Lach-Reflex auszulösen. Es ist eine besondere Herausforderung. Die Gruppe hilft dabei enorm. Und es macht zudem noch etwas mehr Spaß!

Liebe Susanne Klaus, wir danken Ihnen für dieses fröhliche Gespräch.

Das Interview führte
Michael Hoppe

Weitere Informationen:
Susanne Klaus

Lachyoga Trainerin_Business Lachyoga Trainerin
Gründerin der Stuttgarter Lachschule
www.stuttgarter-lachschule.de
www.lachen-online.de
www.lachclub.info
www.lachtelefon.de

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