Die moderne Medizin konzentriert sich rein auf den Körper. Doch das ist nicht genug, davon ist Christian Schubert überzeugt. Denn so wie Muskeln, Sehnen und Wirbel miteinander verbunden sind, so sind auch Körper, Geist und Seele als eine Einheit zu betrachten. Den Psychoneuroimmunologen aus Innsbruck interessiert der Mensch als Ganzes. In all seinen Eigenheiten. Und er ist überzeugt, daß genau hier der Schlüssel zu einer besseren, individuelleren und erfolgreicheren Medizin liegt.
Lieber Herr Dr. Schubert, Sie haben sich ja mehrfach dazu geäußert, daß viele der Corona-Maßnahmen ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit waren. Und daß wir dringend ein neues Menschenbild benötigen, damit derart Unmenschliches nicht wieder passiert. Was sind denn für Sie die schlimmsten Folgen der Maßnahmen, vor allem bei Kindern? Und wie sollte dieses neue Menschenbild aussehen?
Dr. Christian Schubert: Das aktuelle Menschenbild ist ein mechanistisch-physikalistisches. Die Beziehung zwischen Körper, Geist und Seele ist uns abhandengekommen. Wir leben in einer verrohten, technisierten und ökonomisierten Maschinenwelt. Es muß immer höher, schneller, weiter gehen, Quantität vor Qualität. Beziehung ist nicht so wichtig wie Leistung und »Kohle«. Dabei ist Beziehung das Gesundheitselixier schlechthin. Das sind alles Aspekte einer Maschinenideologie. Und die Medizin ist mittendrin, sie ist komplett ökonomisiert. Es geht nur um Geld, es geht überhaupt nicht mehr um den Menschen.
Natürlich bemühen sich viele Mediziner, geben innerhalb dieses Systems ihr Bestes, doch sie haben im Studium gelernt, daß der Mensch eine belebte Maschine ist. Ich sage immer in meinen Vorträgen: Wenn Menschen in die Klinik gehen oder zu ihrem behandelnden Arzt, geben sie in den meisten Fällen an der Eingangstür ihre Individualität, ihre Psyche, ihre Beziehungen, ihre Biographie, ihr Unbewußtes, also ihr gesamtes Menschsein ab und geraten als vereinheitlichte Maschinenmenschen in die medizinische Behandlung und Diagnostik.
Das kann man dann wunderbar daran sehen, daß Ärzte denken, sie könnten anhand von Blutwerten, Ultraschalluntersuchungen oder anderen bildgebenden Verfahren herausfinden, »wer« jemand ist. Das »ob«, also ob jemand gesund ist oder krank ist, das kann der Arzt vielleicht gerade noch erkennen, die Ursache jedoch wird ihm für immer verborgen bleiben.
Deshalb plädiere ich so sehr für ein neues Menschenbild, man könnte auch sagen für eine neue Aufklärung. Denn letzten Endes ist das ja ein seit Jahrhunderten vorherrschendes Paradigma, den Menschen und auch die Natur entseelt zu betrachten, entgeistigt zu betrachten, beziehungslos, und rein auf Chemie, Physik und materielle Biologie zu schauen.
Dieses alte Menschenbild ist für mich, spätestens seit Corona, an ein schreckliches Ende gekommen. Ich halte dieses mechanistische Menschenbild für unmenschlich und lebensgefährlich, und was wir in den vergangenen drei Jahren erlebt haben, war quasi die logische Folge.
Um auf die Anfangsfrage zurückzukommen: Ja, es hat vor allem Kinder getroffen, die nun schwerst traumatisiert der Zukunft entgegengehen – aber es hat letztlich alle Altersstufen in der Gesellschaft getroffen. Ich denke nur an den unmenschlichen Umgang mit alten Menschen in Altenheimen, die allein zum Sterben verurteilt waren ohne Beziehung zu ihren engen Bezugspersonen.
Wenn ich von Verbrechen gegen die Menschlichkeit spreche, konzentriere ich mich vor allem auf Kinder, die monatelange Schulschließungen erfahren mußten, denen Bildung vorenthalten wurde, was zu einem Abstieg in der sozialen Hierarchie führen kann und sich in weiterer Folge auch auf Lebensqualität und Lebenserwartung auswirkt. Hier wird Kindern bereits Lebenszeit genommen – deshalb rede ich von lebensgefährlicher Medizin und lebensgefährlichen Maßnahmen, die stattgefunden haben. Diese Maßnahmen waren von der Medizin gewollt. Dann die Politik, die brav alles mitgemacht hat, die Medien, die als Instrument aufgetreten sind, um an die Bevölkerung heranzukommen und diese gleichzuschalten. Letztendlich hat jedoch die Medizin zu verantworten, was hier geschehen ist. Und diese Medizin hat ihre häßliche, mechanistische Fratze gezeigt in allen Bereichen.
Kinder wurden gleich mehrfach traumatisiert. Entweder von ihren eigenen Eltern, denen es schlecht ging in dieser Zeit, oder in der Schule, durch Mobbing, durch Rohrstockmentalität regeltreuer Lehrer. Es gibt ganz viele Aufzeichnungen darüber, wie Lehrer mit Kindern umgingen, damit sie das befolgten, was zu befolgen war. Dazu ständiges Maskentragen mit der Beeinträchtigung der psychosozialen Entwicklung. Mit schlimmen Folgen für die Entwicklung des natürlichen Immunsystems. Dieses benötigt für seine Entwicklung nicht nur die materielle Auseinandersetzung mit Bakterien, Pilzen, Viren, etc., sondern auch psychosoziale Erfahrungen. Wenn Kindern in dieser sensiblen Zeit Jahre des biopsychosozialen Entwicklungslernens genommen werden, kann sich das auf Jahrzehnte auswirken.
All das wurde von der Medizin nicht gesehen. Und warum wurde es nicht gesehen? Weil in der Medizin Dualismus vorherrscht – ein erkenntnistheoretischer Irrtum! Es wird der Körper in den Mittelpunkt gerückt, und Seelisches, Geistiges, Soziales und Spiritualität werden abgespalten. Ein Bewußtsein für die Bedeutung von Empathie, Menschlichkeit und Ganzheitlichkeit ist kaum vorhanden. Es kommt zu einer Entfremdung vom Menschsein.
Das erinnert mich an eine unsägliche Spiegel-Überschrift kurz vor Weihnachten 2020: »Jesus hätte Oma (an Weihnachten) nicht besucht«. In einer materialistischen Welt ohne Spiritualität degradiert man den größten Heiler der Menschheitsgeschichte, der furchtlos zu den Leprakranken gegangen ist, zu einer potenziellen Virenschleuder. Machtlos, ohne Selbstwirksamkeit und komplett auf die Vorgaben von Big Pharma angewiesen…
Dr. Christian Schubert: Ja, der Autor ist hier reduziert auf diese rein materielle Sicht von Menschsein. Unter der Gewalt und der Kraft des angstmachenden Pandemiegeschehens waren viele Menschen reduziert auf ihre Überlebensinstinkte, also die Grundbestandteile ihres Seins. Wie man das so oft erlebt bei Menschen, die unter Druck geraten und dann ihre wahre Persönlichkeit zeigen. Der Streßtest der Banken, der Streßtest der Medizin, all das haben wir erlebt in den vergangenen Jahren. Und da hat sich immer wieder die Fratze des Materialismus gezeigt. Es geht in keinster Weise um Humanität, um Menschlichkeit – es geht letzten Endes nur um den Körper, um Symptombekämpfung und Geld. Und dann kann selbst ein Jesus Christus zu einer Maschine reduziert werden.
Wie Sie bereits sagten, existiert dieses materialistische Welt- und Menschenbild schon sehr lange. Frühe Kulturen waren oft sehr viel spiritueller ausgerichtet. Man war sich bewußt, daß die paar Jahrzehnte auf der Erde nur eine Zwischenstation sind auf der unendlichen spirituellen Reise. So entstanden das Tibetische Totenbuch oder die Ägyptische Jenseitslehre. Im Buddhismus glaubt man seit Jahrtausenden an die Reinkarnation. Durch die Kirche und die sogenannte Aufklärung sind wir nun quasi in ein einmaliges Erdenleben eingesperrt worden, das mit dem irdischen Tod endet. Mit der Vorstellung, daß die Seele entsteht, wenn der Körper entsteht, also ebenso an das Materielle gebunden ist.
Dr. Christian Schubert: Es ist wunderbar, daß Sie das ansprechen. Neben dem Dualismus haben wir den Reduktionismus. Das ist der nächste erkenntnistheoretische Irrtum, nämlich die Vorstellung: Körper macht Geist. Es braucht schon ein Substrat für Geist und Seele, das mag schon sein. Aber zuerst kommt das Immaterielle, kommt das Soziale, kommt die Kultur. Man muß sich nur vor Augen führen, wie sich ein Baby entwickelt. Bereits im Mutterleib beginnt psychischer und sozialer Einfluß zu wirken. Das Streßsystem entwickelt sich im Mutterleib. Bereits der Embryo ist konfrontiert mit dem Außen, ist konfrontiert mit immateriellen Einflüssen, entwickelt sich förmlich in das Soziale hinein. Die Kultur ist zuerst. Das Immaterielle kommt also immer vor dem Materiellen, nicht umgekehrt.
Die Zahl der Fehl- oder Totgeburten ist ja in den vergangenen drei Jahren geradezu explodiert. Während man hierzulande noch immer keinen Zusammenhang zu den Corona-Maßnahmen herstellen möchte, sind viele Ärzte in den USA und in England ganz anderer Meinung. Doch ist es tatsächlich sehr schwierig, nun sagen zu können, was der wahre Grund für diese Tragödien ist: Ist es der Streß und die Angst der Mutter? Liegt die Ursache also im immateriellen Bereich? Oder lag es an der Impfung, wie viele unabhängige Wissenschaftler vermuten?
Dr. Christian Schubert: Richtig, man kann es nicht in letzter Konsequenz nachvollziehen. So wie man auch bei der Wirkung eines Medikaments nicht nachvollziehen kann, wie viel Placebo und wie viel Verum ist. Es wird hier zwar versucht, unter künstlichen Versuchsanordnungen irgendetwas dazu herauszufinden. Und doch wird es nicht gelingen. Da beide Aspekte eine Rolle spielen, sowohl der materielle als auch der immaterielle Teil. Das gehört zusammen und läßt sich nicht trennen.
Die gesamte »Pandemie« wurde ja von völlig unwissenschaftlichen Narrativen flankiert: Von einem Test, über den selbst der Entwickler sagt, daß er überhaupt nicht für medizinische Diagnostik geeignet sei. Und der alles Mögliche anzeigt, aber nicht die Tatsache, ob ein Mensch krank ist oder nicht. Dazu Masken und Lockdowns ohne den geringsten Nutzen, »mit oder an Corona verstorben«, angeblicher Schutz durch eine mRNA-Spritze, angeblicher Schutz vor Übertragung. Nichts hat sich als wahr und haltbar erwiesen. Was bleibt ist die Mär vom »abgemilderten Verlauf nach einer Impfung.« Da stellt sich die Frage: Wer ist denn Hellseher genug, um vorausschauen zu können, wie ein Verlauf ohne Spritze gewesen wäre? Sie sprachen auch von einer Pandemie der Angst, die ja systematisch von politisch-medialer Seite geschürt wurde. Inkl. eines unsäglichen Strategiepapiers, das dieses Schüren von Urängsten als wichtige Maßnahme beschrieb, um die Menschen gefügig zu machen. Es gibt ja das geflügelte Wort »Angst frißt Seele«! Daher eine hypothetische Frage: Wären nicht auch dann unzählige Menschen krank geworden oder gar gestorben, wenn es gar keine Pandemie gegeben hätte, also keinen materiellen Krankheitserreger?
Dr. Christian Schubert: Das ist ein sehr interessanter Aspekt, den Sie hier ansprechen. Hat es tatsächlich einer materiellen Bedrohung bedurft, um eine solche »Pandemie« auszulösen und durchzuführen? Oder kann man über »Infodemie«, also über eine globalisierte Angst- und Panikmache, über Fake-Bilder, künstlich überhöhte Zahlen, gesellschaftlichen Druck, kann man über diese Informationen, Daten und Fakten Menschen umbringen? Die Psychoneuroimmunologie sagt ganz klar: Ja!
Sie können über den Geist und über die Seele, über Soziales und über »Infodemie« unglaublich viel Schaden anrichten. Wir nennen das »Nocebo«. Auch wenn es bisher nicht so gut untersucht wurde wie Placebo. Nocebo ist quasi der Gegenspieler zu Placebo. Placebo kennen ja die meisten, wenn man ein sogenanntes Scheinmedikament verabreicht und der Patient sich einbildet, daß es wirksam sei. Weil z.B. der Arzt ein liebenswürdiger, vertrauensvoller Mensch ist, dem man alles glaubt, was er sagt. So kann ein Placebo einen Heilungsprozeß in Bewegung bringen.
Andererseits können Sie durch eine negative Prognose bewirken, daß Menschen tatsächlich krank werden, unabhängig davon, ob sie auf der materiellen Ebene bereits erkrankt sind oder nicht. Aus der Psychoneuroimmunologie wissen wir, daß bei Menschen, die verängstigt, panisch oder chronisch gestreßt sind, viele Bereiche des Immunsystems leiden, unter anderem genau jene, die wir benötigen, um gegen ein Virus vorgehen zu können. Das Ganze ist unglaublich komplex, und ich bin überzeugt, daß wir mit reiner Information auch Menschen krankmachen oder gar umbringen können.
Hier haben wir auch wieder die Brücke hin zur Spiritualität. Denn der Begriff Placebo wird ja oft sehr abwertend gesehen – als unwissenschaftlicher Hokuspokus. Dabei gibt es einen ganz besonderen Satz, der auch von Christus stammen soll, aber in allen Religionen verankert ist: »Euch geschieht nach eurem Glauben!« Wenn ich von etwas felsenfest überzeugt bin, dann erhöht das natürlich die Wahrscheinlichkeit, daß sich dieses Immaterielle im Materiellen manifestiert. So wie ich mich selbst sehe, so sehen mich auch die anderen Menschen. Placebo wird deshalb so unterbewertet, weil der Glaubensaspekt bei uns keine Rolle spielt.
Dr. Christian Schubert: So ist es. Wir leben in einem Maschinenzeitalter, das von der Technik geprägt ist. So können Menschen, wie z.B. ein Bill Gates, der durch Technik reich geworden ist, einen solchen Einfluß ausüben. Da spült es die hinauf, die neben einem gewissen Talent und einer Leistungsbereitschaft das Thema Technik in den Vordergrund stellen. Da sind wir dann wieder bei der Medizin. Denn letzten Endes sind es ja auch die Techniker in der Medizin, die am erfolgsreichsten sind und somit die begehrtesten Mediziner sind. Und dann kann durchaus ein Herr Drosten zu einem Staatsmann mutieren und zu einem religiös verehrten Menschen – denn er war ja wie der Priester der Pandemie. Und man hat ihm alles abgenommen, was er gesagt hat. Und je lauter er das verkündet hat, desto mehr hat es gefruchtet.
Das ist ja das Paradoxe, dass solche Experten aus dem Labor, die über Menschsein wenig sagen können, zum Sprachrohr der Medizin werden. Da werden dann Forschungsergebnisse produziert, die auf den Alltag, auf das Menschsein überhaupt nicht übertragbar sind. Darum haben sie auch so kläglich versagt in den letzten drei Jahren. Weil deutlich wurde: nicht nur die Medizin ist an ihr Ende gekommen, mit einer menschenentfremdeten Philosophie, sondern auch die Wissenschaft, die letzten Endes nicht einmal eine Aussage darüber treffen konnte, ob Masken wirksam sind oder nicht. Da haben wir über Jahrzehnte unzählige Milliarden in die Wissenschaft gepumpt – und das ist das Resultat. Noch extremer ist für mich die wissenschaftliche Vorstellung, daß eine Impfung wertvoller sei als die Natur, als das natürliche Immunsystem.
Das sind für mich diese Paradoxien, wo sich alles umdreht, überall, auch in der Politik. Rechts dreht sich auf links. Für mich waren die Sozialdemokraten, die Liberalen, die Gutmenschen in der Politik. Die Rechten waren die Bösen, waren die schlechten Politiker, die ein böses Menschenbild vertreten haben. Auch das hat sich umgedreht. Heute sind wir entsetzt darüber, zu welchen Bosheiten die sogenannten Gutmensch-Parteien fähig sind. Während die Freiheitlichen – wie in Österreich die FPÖ oder in Deutschland die AfD – Dinge sagen und vertreten, denen man nur zustimmen kann. Und die man wählen würde, hätte man nicht das Gefühl, daß sich vielleicht der Wolf im Schafspelz versteckt.
Um den Begriff »Priester der Pandemie« nochmals aufzugreifen, als welchen Sie Christian Drosten bezeichnet haben: Unserer materialistischen Gesellschaft mangelt es ja in allen Bereichen an echter Spiritualität. Da jedoch eine unbewußte Sehnsucht in den Menschen schlummert nach »religio«, also nach Rückverbindung mit der Urquelle, wird letztlich vieles zur Ersatzreligion. Fußball wird zur Religion, mit Prozessionen, Ritualen, Göttern auf dem Rasen. Die Ernährung wird zur Religion, also zur Glaubenssache, und Veganer sind nun bessere Menschen als Vegetarier. Der Klimaglaube ersetzt die wissenschaftliche Realität, daß man den seit Jahrmillionen stattfindenden Klimawandel als Mensch nicht aufhalten kann. Und genauso religiös war ja die »Pandemie« organisiert.
Ich erinnere mich an den Ostersonntag 2020, als die Medien zuerst den leeren, entmachteten Vatikan zeigten, in welchem ein einsamer Papst ein kraftloses »Urbi et orbi« zelebrierte – und dann der neue »Impf-Papst« Bill Gates zehn Minuten in der Tagesschau bekam, um die neue Weltreligion zu verkünden. Mit neuen Geboten und neuen Ritualen. Die Impfung war wie eine Art Taufe, und wer dieser neuen Religion nicht beigetreten ist, wurde geradezu inquisitorisch verfolgt und als Ungläubiger und Schädling diskreditiert. Da sich bei religiösen Vereinigungen alles um das Thema Glauben dreht, spielten auch die wissenschaftlichen Gegenargumente keine Rolle mehr. Diskussionen wurden unmöglich, und das Dogma hat den kritischen, logischen Menschenverstand ersetzt.
Womit wir wieder bei einem neuen, ganzheitlichen Menschenbild wären. Für eine neue Aufklärung müßte man ja bereits bei den Kindern ansetzen. Wie müßten denn neue Schulen aussehen, und was sollte dort vermittelt werden?
Dr. Christian Schubert: Da kann ich Ihnen in allem, was Sie gesagt haben, nur zustimmen. Was das Thema Bildung angeht: So wie der Staat heute unterwegs ist, in Richtung Kapitalismus, Neoliberalismus, Konsum, Leistung, Ego, kann er das System nur dann aufrechterhalten, wenn er Bildungsstätten so einrichtet, daß dort Bürger heranerzogen, sozialisiert und ideologisiert werden, die sich in dieses Staatssystem einfügen. Um dies zu gewährleisten, kann der Staat keine kritischen Geister erlauben. Was man ja während der Corona-Pandemie sehr gut gesehen hat, wo kritische Stimmen sofort ins rechte Lager gerückt wurden, da Rechts-Sein aufgrund der deutschen Vergangenheit das Schlimmste überhaupt ist. Das kranke, verängstigte, sich in Panik befindliche Volk konnte es nicht ertragen, daß es Menschen gab, die Zweifel an den Maßnahmen hatten und damit ihre Schein-Sicherheit bedrohten.
So erschafft der Staat für Kinder eine Art Pseudo-Realität, um die Heranwachsenden in eine Richtung zu bilden, die dem Staat dient. Und in unserem Fall ist das der Wirtschaftsmotor, der immer weiterlaufen muß – und der Treibstoff, den man dafür hat, das sind »noch« Menschen. Aus transhumanistischer Sicht werden wir es vielleicht zukünftig nicht mehr mit Menschen zu tun haben. Derzeit ist der Wirtschaftsmotor noch abhängig vom gläubigen, funktionierenden, regeltreuen, autoritätshörigen Menschen. Und die werden in Schulen herangezüchtet.
Natürlich gibt es viele Lehrer, wie es auch viele Mediziner gibt, die anders denken. Und es geht auch nicht darum, Menschen zu kritisieren, sondern ein System zu hinterfragen. Das System, in dem wir uns momentan befinden, ist ein maschinenideologisches System, und es hat faschistoide Züge.
Ein neues Bildungssystem würde bedeuten, daß wir diesen Kindern ermöglichen, ihre mitgebrachten Talente und Möglichkeiten frei zu verwirklichen. Sie quasi als Leitplanken und Betreuer zu begleiten, ihnen aber nicht vorzuschreiben, was zu tun ist. Sondern ihnen in einer spielerischen Form Komplexes nahezubringen. Sie über die Ganzheitlichkeit des Daseins zu informieren. Aber dazu braucht es zuerst einmal einen großen Kulturwandel, also eine zweite Aufklärung. Wir brauchen eine Aufklärung, die nicht nur ins Technische, Physikalistische geht, die sozusagen den Menschen auf die Erde bringt, sondern die das Ganze wieder vereint: das Geistige, Seelische mit dem Körperlichen. Dann wird auch kritisches Denken wieder erlaubt sein, davon bin ich überzeugt.
Man könnte zusammengefaßt sagen: Wir haben in der letzten Aufklärung Gott abgeschafft, wie Nietzsche es ausdrückte. Wobei hier sicher auch das oft völlig unnatürliche Gottesbild gemeint ist, das sich der blindgläubige Mensch von Gott gemacht hatte. Danach haben wir quasi den geistigen Menschen abgeschafft und in eine Art seelenlose Maschine verwandelt. Nun ist es die große Kunst, ein neues Menschenbild zu kreieren, um wieder herauszufinden, was der Mensch eigentlich ist. Können Sie zum Abschluß noch etwas über Ihr neues Buch sagen, das den interessanten Titel »Geometrie der Seele« trägt?
Dr. Christian Schubert: Gerne. Der Untertitel des Buches ist: »Wie unbewußte Muster das Drehbuch des Lebens bestimmen.« Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal von der fraktalen Geometrie gehört haben. Die fraktale Geometrie ist ein Naturprinzip. Das heißt, die Natur ist nicht linear aufgebaut wie Maschinen, sie ist komplex. Und es gibt eine Mathematik, die diese Komplexität beschreiben und sogar nachbauen kann.
Man kann das sehr schön an einem Beispiel sehen, an einem Baum. Wenn Sie einen Baum betrachten, hat er eine bestimmte Gestalt. Wenn Sie nun einen dicken Ast abbrechen, sehen Sie, daß dieser wiederum ausschaut wie der Baum. Wir nennen das selbstähnlich. Das Ganze wiederholt sich im Teil. Und wenn wir dann von diesem Ast abermals einen Ast abbrechen, wiederholt sich das Ganze erneut im nächsten kleineren Teil. Und so können wir das Spiel fortsetzen bis ins Unendliche. Sie werden immer etwas abbrechen – fraktal –, und es wird immer annähernd aussehen wie das Ganze. Und so wie der Baum und viele andere stoffliche Faktoren der Natur, wie beispielsweise Flußläufe, Gebirgszüge, Wolkengebilde, ja selbst stoffliche Faktoren im Menschen wie Gefäß-, Bronchialbaum und Nervennetz fraktal organisiert sind, dürften auch nichtstoffliche Aspekte der Natur fraktalen Mustern folgen. In der Tat weiß die Forschung heute, daß sich auch die Seele nach ganz ähnlichen fraktalen Prinzipien ordnet. In das große, gleichsam geometrische Muster unseres Seins sind all unsere inneren und äußeren Regungen eingewoben – bewußt wie unbewußt, individuell wie familiär und gesellschaftlich – selbst die Geschichte dürfte sich selbstähnlich wiederholen. Die Einsicht, daß wir in Denk-, Fühl- und Verhaltensweisen einem »fraktalen Plan« folgen, entlastet nicht nur, sondern eröffnet auch neue Wege zur ganzheitlichen Heilung.
Aus spiritueller Sicht könnte man fragen: Ist der Mensch eine Art Fraktal Gottes? Lieber Herr Dr. Schubert, ganz herzlichen Dank für das sehr inspirierende Gespräch und für die Aufklärung, die Sie leisten.
Das Interview führte
Michael Hoppe
Weitere Informationen:
www.christian-schubert.at