Ich hätte niemals gedacht, daß ich einmal einen NATURSCHECK-Artikel mit einem BILD-Zeitungs-Kommentar einleiten würde. Doch hat mir (Ex-)BILD-Chefredakteur Julian Reichelt Ende Mai 2021 aus der Seele gesprochen, als er das desaströse politische Versagen im Umgang mit den schutzbedürftigen Kinderseelen anprangerte. Und obwohl dieser emotionale Aufruf nun bereits mehrere Monate zurückliegt, ist von politischem Umdenken oder gar Umhandeln wenig zu spüren. Im Gegenteil! Nun sollen sich Kinder aus „Solidarität“ für andere Menschen impfen lassen, obwohl sie weder zu einer Risikogruppe gehören, noch geklärt ist, wie das kindliche Immunsystem auf die wenig geprüften und nur per Notfallzulassung genehmigten mRNA-Impfstoffe reagiert.
„Millionen Kindern in diesem Land, für die wir als Gesellschaft alle miteinander verantwortlich sind, möchte ich sagen, was unsere Bundesregierung und unsere Kanzlerin bisher nicht wagen zu sagen: Wir bitten euch um Verzeihung.“ Mit diesen Worten leitete Julian Reichelt Ende Mai seine Brandrede ein.
„Wir bitten euch um Verzeihung für anderthalb Jahre einer Politik, die euch zu Opfern gemacht hat. Zu Opfern von Gewalt, Vernachlässigung, Isolation und seelischer Einsamkeit. Für eine Politik und eine mediale Berichterstattung, die euch bis heute wie Gift das Gefühl einflößt, ihr wäret eine tödliche Gefahr für unsere Gesellschaft. Das seid ihr nicht, laßt euch das nicht einreden. Wir haben euch zu schützen, nicht ihr uns.“
Auch wenn derartige Worte aus dem Munde eines BILD-Chefredakteurs etwas zynisch klingen, da unser Boulevardblatt Nr. 1 maßgeblich mitverantwortlich ist an der gesellschaftlichen Panikmache, so entsprechen sie doch der Wahrheit. Ebenso wie einige weitere skandalöse Tatsachen, die Julian Reichelt in klare Worte faßte: „Die Politik redet Kindern seit Monaten ein, sie würden ihre Oma umbringen, wenn sie sich mit Freunden treffen. (-) Durch die kinderfeindlichen, politischen Maßnahmen erschaffen wir seelische Wracks. (-) Und die Regierung begründet dieses Fehlverhalten mit Propagandaparolen vom Kind als Pandemietreiber. Eine These, für die es keinerlei Belege gibt …“
Was tun wir unseren Kindern an?!
In Psychologenkreisen kursiert das geflügelte Wort: „Der Mensch braucht in der Regel 80 Jahre, um seine ersten sieben Lebensjahre zu verarbeiten.“ Frühkindliche Erfahrungen prägen unser gesamtes Leben: Sie sind die Urquelle unserer Glaubenssätze und das Fundament für unser Lebensmodell. So manches Kindheitstrauma schleppen wir bis ins hohe Alter mit uns herum, und nicht immer gelingt es, die alten Narben zu heilen und Frieden mit der Vergangenheit zu schließen.
Wohl eine der wichtigsten Kindheitserfahrungen ist das Entwickeln dessen, was man gemeinhin Urvertrauen nennt. Ein tiefes Gefühl dafür, daß wir richtig sind, so wie wir sind, daß wir gewollt sind, daß das Leben uns wohlgesonnen ist und uns sanft, aber bestimmt in die richtige Richtung lenkt. Wer Urvertrauen in sich trägt, der ist nicht so leicht aus der Bahn zu werfen, und er sieht in Rückschlägen nicht den Beweis dafür, daß er dem Schicksal nicht gewachsen ist.
Wie wenig wurde diese Tatsache bei den politischen Maßnahmen der vergangenen anderthalb Jahre berücksichtigt! Anstatt das Urvertrauen in den Kindern zu fördern, sie zu motivieren und ihnen Selbstbewußtsein zu vermitteln, hat man das Gegenteil getan: Man schürte Urängste und verstärkte diese künstlich, indem man den Kindern einredete, sie seien eine Gefahr für ihre Mitmenschen und vor allem für die ihnen nahestehenden liebsten Angehörigen. Das Mitte 2020 veröffentlichte Strategiepapier des Innenministeriums belegt, daß diese manipulativen Maßnahmen nicht etwa das Werk der oft skrupellosen und sensationsheischenden Klatschpresse war, sondern von politischer Seite vorgegeben wurde. Nach dem Motto: „Nur das ängstliche Kind und der eingeschüchterte Jugendliche halten sich an die Regeln!“ Angst als Grundlage für Gehorsam – ein jahrtausendealtes, tief destruktives und seelenzerstörendes Folterinstrument.
So mancher unter uns hat diese archaische „Methode“ vielleicht noch am eigenen Leibe erlebt. Drohungen und Prügelstrafe galten lange als adäquate Mittel, um noch „unerzogene“ Kinder auf Linie zu bringen und auf den Ernst des Lebens vorzubereiten. Mein Jahrgang (1964) hat in der Grundschule im Schwarzwald noch von fast jedem Lehrer „körperliche Züchtigung“ erfahren. Von der Ohrfeige über den Kniff in die Wange bis zur Tatze mit dem Holzlineal war alles dabei. Und wehe man hat sich zu Hause beschwert: dann konnte es geschehen, daß statt Verständnis und aufbauenden Worten noch weitere Degradierungen hinzukamen.
Verletzte Seelen
Zahllose Studien haben in den vergangenen Monaten gezeigt, wie es aktuell tatsächlich um die geplagten Kinderseelen steht. Eine Zeitlang sprach man gar von einer notwendigen Triage, weil allzuviele Kinder und Jugendliche vor den Psychiatrien Schlange standen, da sie an schweren Depressionen oder gar Selbstmordgedanken litten. Statt realen Kontakt zu Freunden zu haben, vegetierte man monatelang vor dem Computer. Anstatt sich zu bewegen und etwas für das eigene Immunsystem zu tun, war man in lichtlose Wohnungen eingesperrt und klaustrophobem Streß ausgesetzt. Und immer wieder die stereotype und gebetsmühlenhafte politisch-mediale Wiederholung der immergleichen Bedrohungsszenarien, um den Angstpegel hoch und den Widerstand klein zu halten.
„Angst essen Seele auf“, heißt ein alter Faßbender-Film. Angst ist die Reaktion unserer Psyche auf etwas Unheimliches, Bedrohliches, Unkontrollierbares. Aber Angst geschieht nicht einfach so – man kann bekanntermaßen anderen Menschen auch bewußt „Angst machen“. Vor allem Kindern!
Angst und Bedrohung lösen in unserem archetypischen Überlebensprogramm berechenbare seelische und körperliche Reaktionen aus. Im Grunde kennen wir vor allem deren drei, die in unterschiedlichen Schattierungen auftreten: den Kampfreflex, den Fluchtreflex und den Totstellreflex. Übertragen auf das aktuelle Geschehen, beginnt es also bei vielen mit einem inneren Widerstand, der sich gegen die Umstände, die Maßnahmen oder gegen eine unsichtbare Bedrohung richtet. Wir sind wütend, lehnen uns auf, beklagen und beschweren uns. Wir ringen mit unserem Schicksal!
Wird dadurch keine Veränderung oder Besserung erreicht, neigen wir dazu, die Flucht zu ergreifen, den Kampfplatz zu verlassen, uns der vermeintlichen Bedrohung zu entziehen. Oft landen wir jedoch in einer emotionalen Sackgasse! Flucht kann schnell ermüden. Irgendwann gehen einem die Kräfte aus, die Lebensenergie, der Lebensmut.
Darauf folgt dann häufig die Depression, ein inneres Sich Totstellen als Folge einer gefühlten Ohnmacht. Stillstand. Resignation. Lebensmüdigkeit.
Angstmache als Instrument, um Menschen jeden Alters in eine bestimmte Richtung zu lenken, ist ein probates Mittel, dessen sich unsere Regierung derzeit manipulativer bedient dennje. Mit Zahlen und Bildern werden Urängste geschürt. Jede optimistische wissenschaftliche Aussage wird von den immergleichen Staatsexperten und „Faktencheckern“ fast reflexartig relativiert und in Frage gestellt. Die Angst soll weiter als alternativloser Wegweiser durch die Krise führen, immer demselben Ziel entgegen – der Spritze gegen die Angst!
Die Folgen sind dramatisch
Der ängstliche Mensch zweifelt an seinen eigenen Fähigkeiten. Er tut alles dafür, daß man ihn von seiner Angst befreit. Er ist manipulierbar, lenkbar, abgeschnitten von seiner inneren Führung. Vor allem für Kinder ist eine derartige Dauerextremsituation, die die eigene Kreativität und die eigenen Fähigkeiten zur Lösung des Problems nicht miteinbezieht, ein untrüglicher Beweis für die eigene Hilflosigkeit.
Wer sich hilflos fühlt, entwickelt kein Selbstvertrauen. Er fühlt sich abhängig, ferngesteuert und nicht vollständig. Er traut sich selbst nichts mehr zu. Nicht umsonst stagnieren vor allem die Kinder in ihrer Entwicklung, die besonders sensibel und empfindsam sind und bereits vor den Maßnahmen Schwierigkeiten hatten, sich in der heutigen Gesellschaft zurechtzufinden.
Eine gute Bekannte, die eine Logopädiepraxis betreibt und auch als Lerntherapeutin frühkindliche Reflexe und Wahrnehmung (Sehen/Hören) behandelt, berichtet, daß viele Kinder in alte Verhaltensmuster zurückfallen und teilweise sogar neue Auffälligkeiten wie z.B. Mutismus (Verstummen), reduzierte Sprech-/Spielfreude, Stottern, Lernschwierigkeiten und LRS (Lese-Recht-Schreibschwäche) sowie verkrampfte Sitz-/Stifthaltung oder Versagensängste durch u.a. starke innere Anspannung oder Erwartungsdruck von außen entwickeln. Der durch Politik und Panikmache angerichtete Schaden ist gewaltig, wird jedoch erst in einigen Jahren in seiner ganzen Dimension sichtbar werden.
Neue Wege, statt zurück zur „Normalität“
Wie alles im Leben haben Krisenzeiten aber immer auch eine „positive“ Seite. Sie drängen uns oder zwingen uns gar, aus gewohnten Verhaltensmustern auszubrechen und neue Wege zu gehen. Und sie zeigen bisweilen, daß unsere Vorstellungen von der Lebenswirklichkeit nicht der Realität entsprechen.
Wie laut waren vor einigen Monaten noch die Stimmen, die eine Schule 4.0 forderten. Eine Art reiner „Computer-Unterricht“, ohne Lehrer als Ansprechpartner und im Grunde auch ohne aktiven Austausch mit den Mitschülern, da jedes Kind auf seinen eigenen Bildschirm starrt. Kinder und Jugendliche, belehrt, informiert und geschult durch eine „künstliche Intelligenz“, ein standardisiertes, alle Menschen gleichschaltendes Computerprogramm. Ohne die Möglichkeit, die eigene Individualität durch den menschlichen Austausch mit einer erwachsenen „Respektsperson“ auf natürliche Weise zu entwickeln.
Und nun zeigt sich plötzlich, wie sehr viele Kinder ihre Lehrer, ihre Mitschüler und Freunde vermissen. Wie sie unter Einsamkeit leiden. Wie wichtig das menschliche Miteinander ist, die Lebendigkeit, die unplanbaren, spontanen und die Sinne schärfenden gemeinsamen Erlebnisse. Die Mutproben. Die Rituale. Die notwendigen Übergänge von einer Reifestufe zur nächsten. Der Austausch mit Gleichgesinnten.
So wie die sogenannte „Pandemie“ unseren Blick geschärft hat für unser entmenschlichtes, auf Gewinnmaximierung getrimmtes Gesundheitssystem, für die Situation vieler älterer Menschen, die oft einsam und verlassen in sterilen Altenheimen einen würdelosen Lebensabend fristen und teilweise isoliert sterben mußten, so kommen nun immer mehr die Kinder und Jugendlichen in den gesellschaftlichen Fokus. Nicht nur der mit sehr viel politischem Druck aufoktroyierte „indirekte Impfzwang“ löst kontroverse Debatten aus, auch das alte, überholungsbedürftige Schulsystem schreit geradezu nach Erneuerung. Vor Corona klagte ein Drittel der Lehrer über massive Burnout-Symptome. Viele waren überzeugt, ihren Beruf nicht mehr ausüben zu können. Kinder und Jugendliche hingegen sollen „funktionieren“ und die in sie gesteckten Erwartungen erfüllen. Wenn nötig auch mit Maske, in bitterkalten Klassenzimmern und im emotionalen Ausnahmezustand.
Da Kinder sich nicht wehren können, bleibt ihnen nur, den Erwachsenen zu vertrauen in der Hoffnung, daß die es gut mit ihnen meinen und ihnen den rechten Weg weisen. Kinder folgen dem Beispiel ihrer Vorbilder, denn sie brauchen Orientierung. Und nicht umsonst raten ganzheitlich denkende Psychologen: „Wenn Kinder verhaltensauffällig werden, behandelt die Eltern!
Überwindung der Angst
Ja, wir müssen unsere Kinder um Verzeihung bitten! Wir müssen ihnen von unseren eigenen Ängsten und Unsicherheiten erzählen, die wir nur überwinden können, wenn wir uns gemeinsam auf den Heilungsweg machen. Denn auch in uns lebt ein inneres Kind, das so manche Seelenwunde davongetragen hat auf seiner Reise durch eine oft sehr unnatürliche Menschenwelt. Und dieser seelische Heilungsprozeß ist dringend notwendig – für uns alle!
Seelische Heilung beginnt mit der Überwindung der Angst! Und das Ziel ist die Rückkehr zu der größten aller inneren Kraftquellen: dem Urvertrauen! Wer sich auf seine eigenen Stärken und Möglichkeiten besinnt, anstatt sich von den Seelenfängern und Angstmachern im Zustand der eingebildeten Hilflosigkeit gefangenhalten zu lassen, der kann sich schrittweise aus dem emotionalen Labyrinth befreien. Er kann das archaische Reflexmuster von Kampf, Flucht oder Totstellen überwinden und „sachlich“ und vertrauensvoll mit dem umgehen, was das Leben ihm präsentiert. Die Lösung für alle „Probleme“ liegt immer in uns selbst!
Daß derzeit nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch sehr viele erwachsene Menschen große Ängste in sich tragen, ist der lebende Beweis dafür, daß sich dringend etwas ändern muß in unserer Grundeinstellung dem Leben gegenüber. Anstatt uns zu fürchten, sollten wir unsere inneren Augen öffnen und erkennen, daß uns das Leben wohlgesonnen ist. Daß uns unermeßlich viele Hilfen zu Verfügung stehen, deren wir uns nur bedienen müssen. Daß Vertrauen kein naives Wunschdenken ist, sondern der größte Schutz, den ein Mensch haben kann.
„Angst essen nicht nur Seele“ – Angst macht auch blind. Es ist also höchste Zeit, daß wir die Angst überwinden und wieder sehend werden. Der seelische Heilungsweg lohnt sich immer! Er schützt uns vor Fremdsteuerung und löst unsichtbare Ketten. Er läßt uns innerlich reifen und macht uns frei!
Der weise Khalil Gibran drückte es einst so aus: „Beherzt ist nicht, wer keine Angst kennt, beherzt ist, wer die Angst kennt und sie überwindet.“
Autor
Michael Hoppe